Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2038) Frau Dr. Brenneis, Sie sind Zahn- ärztin im Düsseldorfer Gesundheits- amt und arbeiten derzeit in der Corona-Bekämpfung an vorderster Front mit. Wie sieht Ihr Arbeitstag aus? Dr. Susanne Brenneis: Dienstbeginn ist meistens um 6.30 Uhr, manchmal auch früher. Unser Team fährt mit Kollegen von der Feuerwehr oder dem Rettungsdienst in Altenheime, Obdachloseneinrichtungen und Flüchtlingsunterkünfte und ich nehme Corona-Abstriche. Die Einrichtungen sind informiert, dass wir kommen, und jeder ist bemüht, dass alles – sowohl für Bewohner als auch für Mitarbeiter – schnell und kontaktarm abläuft. Sie machen das seit Mai freiwillig – wie viele Abstriche haben Sie bisher genommen? Es waren rund 10.000 Abstriche. Düsseldorf gehört jetzt zu den Corona-Hotspots Deutschlands – hat das Ihre Arbeit verändert? Ja, die Sommermonate waren zwischen- durch etwas ruhiger, da konnte man sich auch um die administrative Arbeit kümmern. Nach unseren Einsätzen gibt es oft eine Lagebesprechung, zudem fällt täglich viel Verwaltungs- arbeit an. Wie schützen Sie sich vor einer Infektion? Ich trage eine Schutzausrüstung mit Komplettanzug, FFP3-Maske, Kapuze, Schutzbrille, Gummistiefel und gege- benenfalls Schürze. Mittlerweile bin ich in zwei Minuten angezogen, anfangs hat es ein bisschen länger gedauert. Das Auskleiden braucht übrigens mehr Zeit als das Ankleiden. Wie war das Arbeiten in den heißen Sommermonaten? Da war es zwingend erforderlich, nach drei Stunden den Anzug auszuziehen und eine Trinkpause zu machen. Jetzt im Herbst ist es einfacher. Wie würden Sie Ihre jetzige Arbeit beschreiben? Es ist wirklich anstrengend und da spreche ich nicht nur für mich, sondern für viele, die helfen. Viele geben ihr Letztes und geraten an ihre Grenzen. Mir geht es derzeit zum Glück noch sehr gut. Wie denken Sie über Menschen, die sich über Corona-Ratschläge hinwegsetzen und zum Beispiel zu hunderten Partys in Parks feiern? Es freut mich natürlich nicht und es fällt mir schwer, das zu sehen, aber ich möchte mir lieber keine großen Gedanken darüber machen. Ich habe bei rund 10.000 Abstrichen von zu vielen Menschen gehört, die positiv getestet wurden und anschließend zum Teil sehr schwer erkrankten oder gar verstarben. Ich versuche, neutral zu bleiben. Braucht es viel Energie, um Menschen davon zu überzeugen, dass ein Corona-Abstrich gemacht werden muss? Die Bandbreite der Menschen, zu denen wir kommen, ist sehr groß. Sie reicht von Menschen, die unsere Sprache nicht sprechen bis zu demen- ten Bewohnern in Altenheimen. Auch viele Kinder verstehen nicht, was mit ihnen passiert. Wir haben zum Glück Flyer in vielen Sprachen, die wir dann einsetzen können. INTERVIEW MIT DR. SUSANNE BRENNEIS UND JASMIN VON GADOW Ganz vorne im Einsatz In den Gesundheitsämtern arbeiten Zahnärzte an vorderster Front im Kampf gegen Corona. Wir haben mit einer Zahnärztin im Corona- Hotspot Düsseldorf gesprochen, die unermüdlich Abstriche vornimmt, und mit einer Kollegin in Schwerin, die Quarantäne-Patienten betreut. Die Düsseldorfer Zahnärztin Dr. Susanne Brenneis in Schutzkleidung mit ihrem Einsatz- Team ... ... und ohne Schutzkleidung. Foto: Gesundheitsamt Düsseldorf Foto: Gesundheitsamt Düsseldorf 28 | POLITIK

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