Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2057) Praxen gingen dem Bundesland unwiederbringlich verloren. „Wenn eine Praxis einmal schließt, wird sie nie wieder aufgemacht“, sagt Schmidt. Das hat einen unerfreulichen Neben- aspekt, denn die übrigen Praxen, müs- sen bedeutend mehr Patienten behandeln als vorher: „Damit spielen wir langfristig die restlichen Praxen kaputt“, veranschaulicht Schmidt die Lage. „Wenn wir uns Prognosen der demografischen Entwicklung für die kommenden Jahre anschauen, wissen wir schon heute, dass wir arg ins Schwimmen kommen werden.“ Dabei verlassen in Halle an der Saale jedes Jahr 40 neu ausgebildete Zahn- ärzte und Zahnärztinnen die Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Ausbildungsbedingungen sind ex- zellent. Doch nach dem Studium zieht es viele in die Ferne. Und die Chancen, Zahnmediziner aus anderen Bundes- ländern nach Sachsen-Anhalt zu locken, sind gering, da viele andere Bundeslän- der dasselbe Problem haben. Dennoch will das Zahnforum Halle nichts un- versucht lassen, obwohl Schmidt nüchtern feststellt: „Selbst wenn alle Studenten, die an der Uni in Halle- Wittenberg ausgebildet werden, in Sachsen-Anhalt bleiben, kann das die Verluste nicht decken.“ AUCH DIE STANDESPOLITIK SUCHT NACHWUCHS Schmidt will den Zahnis im Forum selber zur Verfügung stehen. „Ich bin Zahnarzt, meine Frau ebenfalls und mein Sohn ist frisch approbierter Zahnarzt. Wir sind also direkt Betrof- fene, mit uns kann man vor Ort ins Gespräch kommen.“ Ohne Anzug und Krawatte, stattdessen unkompliziert bei einem Kaffee. Schmidt hat die Hoffnung, dabei ein weiteres Thema elegant anzusprechen, denn auch standespolitischer Nachwuchs wird dringend gesucht: „Wir brauchen Menschen, die sich engagieren und etwas bewegen wollen.“ Auch die Politik hat die Bedeutung des Themas erkannt: Zur Eröffnung des Zahnforums kam Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU). Er lobte das neue Projekt als ein „herausragendes Beispiel dafür, wie man junge Menschen erreichen und sie für Sachsen-Anhalt und die Potenziale der ländlichen Regionen begeistern kann“. Schmidt fände es natürlich schön, wenn das auch Studenten aus anderen Bundesländern erkennen würden. „Wir haben ein wunderschönes Bun- desland, hier herrscht unter Zahn- ärzten große Kollegialität. Wir bieten dem Nachwuchs die Chance, seinen Beruf in Praxen zu überschaubaren Preisen auszuüben. Sachsen-Anhalt ist wunderschön, wir haben hervorragende Kunst- und Kulturschätze und eine schöne Landschaft.“ Die Mieten seien erschwinglich, die Kinderbetreuung laut Schmidt „sehr gut“. Und auch das Datennetz werde im ländlichen Raum derzeit verstärkt ausgebaut. Dabei ist ihm bewusst, dass es anderen Bundesländern ähnlich geht. „Wir gehen nicht mit Kopfprämien an andere Unis. Das Dümmste wäre, wenn wir uns als Länder gegenseitig bekämpften.“ silv Foto: kzv lsa Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der KZV Sachsen-Anhalt (l.), neben Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU) (Zweiter von links) Foto: kzv lsa Das Café: Hier sollen Zahnis einander, Kollegen und Standesvertreter treffen. POLITIK | 47
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