Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2016) Liebe Kolleginnen und Kollegen, nun ist es doch passiert: Konnten wir vor einigen Wochen noch weit- gehend entspannt auf die im Ver- gleich mit unseren Nachbarländern sehr niedrigen Infektionszahlen in Deutschland schauen, so färbt sich nun auch die deutsche Corona- Landkarte in atemberaubendem Tempo rot ein. Mit dem rasanten Anstieg der Neuinfektionen wird es auch wieder zu verschärften Maßnahmen beim Infektionsschutz kommen – selbst ein erneuter Lockdown erscheint nicht mehr ausgeschlossen. Diese Entwicklung wird auch für unseren Berufsstand neue Herausforderungen bringen – da müssen wir uns nichts vormachen. Zunächst einmal wären da die abseh- baren wirtschaftlichen Konsequenzen zu nennen: Bereits während der ers- ten Corona-Welle waren Zahnärzte mehr als jede andere Arztgruppe von rückläufigen Patientenkontakten be- troffen – in den Monaten April und Mai gab es teilweise Umsatzeinbrüche bis zu 50 Prozent. Das hat eine Untersuchung gezeigt, die wir in der Bundeszahnärztekammer durch- geführt haben. Kommt es in diesem Jahr noch einmal zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Frühjahr, würde das unsere Praxen noch härter treffen, denn gerade das vierte Quartal ist, nicht zuletzt auch wegen der Bonus- regelungen in der GKV und der daraus entstehenden verstärkten Nachfrage zum Jahresende hin, eine wirtschaftlich wichtige Zeit für den Berufsstand. Wir haben erneut mit der Politik Kontakt aufgenommen, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Dabei sollte die Politik auch ein Eigeninteresse an der Unterstützung der Zahnärzteschaft haben. Bereits jetzt sehen wir, dass beispielsweise im ländlichen Raum die Zahl der Praxisschließungen zugenommen hat. Die Corona-Krise bewirkt offen- sichtlich eine zeitliche Vorverlage- rung der erst für die nächsten Jahre erwarteten demografischen Probleme. Wenn ältere Praxisinhaber – ohne- hin übermüdet von überbordenden Regularien in der Berufsausübung – keine sinnvolle Perspektive mehr sehen, dann bleibt nur der vorzeitige Ruhestand als Alternative. Das kann nicht sein, hier muss die Politik uns helfen. Denn im Alleingang ist diese pandemische Situation nicht zu bewältigen. Neben wirtschaftlichen Hilfen ist auch eine Entlastung bei den Bürokratieaufwendungen ange- zeigt, um hier gegenzusteuern. Eine weitere Herausforderung könnte die Versorgung der Praxen mit Schutzausrüstung und Medika- menten werden. Die Preise für die persönliche Schutzausstattung (Desinfektionsmittel, Mund-Nasen- Schutz, Handschuhe) bewegen sich immer noch weit oberhalb der Werte aus der Vorkrisenzeit – teilweise lie- gen sie bis zum Fünffachen darüber. Das signalisiert eine fortbestehende Anspannung am Markt und es steht zu befürchten, dass es aufgrund fragiler Lieferketten erneut Engpässe mit drastischen Folgen in den Zahn- arztpraxen geben könnte. Auch hier muss die Politik frühzeitig handeln – Pandemievorsorge ist zuvorderst eine politische Aufgabe. Deswegen stehen wir im engen Austausch mit den Abgeordneten. Liebe Kolleginnen und Kollegen – wir wissen, dass die gegenwärtigen Entwicklungen herausfordernd sind. Daneben gibt es jedoch sehr erfreuliche Nachrichten, die unsere tägliche Arbeit betreffen: Auch ein gutes halbes Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind weder in wissenschaftlichen Studien noch im internationalen Erfahrungsaustausch Hinweise auf ein erhöhtes Infektionsrisiko in Zahnarztpraxen aufgetaucht – viele Studien attestieren sogar weit unter- durchschnittliche Risiken. Was auch zeigt: Wir können Hygiene! Und gel- ten als Benchmark im ambulanten Bereich. Dies Medien und Politik, aber auch unseren Patienten mitzu- teilen, ist unser aller Aufgabe. Die Zahnarztpraxis ist also ein sicherer Ort für Sie und Ihre Patienten. Bleiben Sie stark, bleiben Sie gesund! Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Foto: Axentis.de Neue Risiken durch Corona ante portas 06 | LEITARTIKEL

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