Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2078) AUS DER WISSENSCHAFT Der Traum vom Züchten eines Zahns Kerstin Albrecht Schon seit Längerem versuchen Forscher zu verstehen, wie sich verschiedene Hartgewebe, Nerven, Blutgefäße und Bindegewebe zu einem Organsystem formieren, das wir als „Zahn“ kennen. Als Modell für diese Frage eignet sich der Schneidezahn der Maus besonders gut. Weil der Nager diesen ständig abnutzt, wächst er lebenslang nach. Das macht ihn für die Wissenschaft so interessant. O bwohl der Mausschneidezahn schon oft Gegenstand von Zelldifferenzierungsstudien war, sind wichtige Fragen zu den Stammzellen im Zahngewebe, zu deren Differenzierung und zu den dyna- mischen Prozessen bei der steten Neu- bildung von Zahnhart- und -weich- geweben bislang unbeantwortet geblieben. Forscher des Karolinska Instituts, Stockholm, der Medizinischen Universität Wien und der Harvard University in den USA verfolgten nun die Mechanismen der natürlichen Zahnentwicklung und konnten dabei Differenzierungswege von Zahnvorläu- ferzellen nachvollziehen. Zunächst wurden unterschiedliche Ge- webe aus dem Schneidezahn einer erwachsenen Maus isoliert, um darin die Differenzierungswege von verschie- denen Zelltypen zu erforschen. Die Forscher fanden 17 Hauptzelltypen und Subpopulationen im Epithel-, Im- mun- und mesenchymalen Gewebe. Diese Zellpopulationen untersuchten sie mit der Einzelzell-RNA-Sequen- zierungsmethode (single-cell RNA sequencing method) und genetischen Verfolgungstechniken (genetic tracing). VON MÄUSEN UND MENSCHEN Im Epithelgewebe des Mauszahns fanden sie sowohl reife, schmelz- erzeugende Ameloblasten als auch einen heterogenen Pool von Stamm- und Vorläuferzellen. Die Ausdifferen- Foto: AdobeStock_Artsiom Petrushenka Was können wir von den nachwachsenden Schneidezähnen der Mäuse lernen? DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat 68 | ZAHNMEDIZIN

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