Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zierung von Ameloblasten geht über das Präameloblastenstadium ins Sekre- tionsstadium, in dem der Schmelz ge- bildet wird. Die Ameloblasten durch- laufen weiter eine Reifungsphase, in der das erste Schmelzgerüst minera- lisiert. Innerhalb der anschließenden Nachreifungsphase nimmt das Schmelzepithel schließlich ab und die Schmelzproduktion wird abge- schlossen. Die Ameloblasten differen- zieren sich also vom Präameloblasten- über das Sekretionsstadium und weiter über das Reifungs- zum Nachreifungs- stadium. Zellen des Mesenchyms in Zähnen bilden Zement, Dentin und pulpales Weichgewebe. Die Forscher fanden drei mesenchymale Zellpopulationen: Odontoblasten und zwei Typen von Pulpazellen – einer ist spezifisch im apikalen Pulpabereich lokalisiert, ein zweiter Subtyp differenzierte sich schrittweise zu weiter koronal ge- legenen Pulpazellen aus. Für die drei Subtypen scheint es einen gemeinsa- men Vorläufer im Sinne einer Stamm- zelle zu geben. „Von Stammzellen bis zu vollständig differenzierten adulten Zellen konnten wir die Differenzie- rungswege von Odontoblasten und Ameloblasten entschlüsseln“, sagte der Seniorautor der Studie, Igor Adameyko vom Institut für Physiologie und Phar- makologie des Karolinska Instituts. Die vorübergehenden und die termi- nalen Entwicklungsstadien von Zellen in einem sich ständig erneuernden Organ wie dem Mäuseschneidezahn sind sehr komplex. Die Nachverfol- gung von Vorläuferzellen zu Amelo- blasten ist in ihrer Gesamtheit noch nicht gelungen, denn es existiert eine große Vielfalt von Subtypen epithelia- ler Vorläuferzellen. Die Wissenschaftler entdeckten mit der Einzelzell-RNA- Sequenzierung verschiedene Subtypen innerhalb des Schneidezahnepithels. Die genaue Rolle dieser Subtypen muss jedoch in zukünftiger Forschungsarbeit herausgefunden werden. Gelänge es, den Übergang von Vor- läuferzellen zu reifen Ameloblasten zu charakterisieren, könnte man mög- licherweise Ameloblasten in vitro züchten und damit eine Art „Schmelz- organ“ kreieren. Sharir et al. konnten bereits zeigen, dass bestimmte Zellen sich nach einer Verletzung in Amelo- blasten umwandeln können [Sharir et al., 2019]. MÄUSEZÄHNE SIND WOHL BESSER GESCHÜTZT In menschlichen und in Mauszähnen fanden die Forscher sowohl Parallelitäten als auch Unterschiede in der Gewebe- heterogenität. Grob betrachtet ist der Aufbau ähnlich, doch auf molekularer Ebene zeigten sich die Unterschiede als speziesspezifische Zellsubtypen. Auch bei der Untersuchung von Immun- zellen fanden die Forscher Unterschiede zwischen Mäuse- und Menschen- zähnen. Die Lokalisation von Makro- phagen ist für menschliche Zähne spezifisch anders als bei den Mäuse- zähnen und lässt auf einen besseren Schutz der Mäusezähne schließen. Die Forscher erstellten auf Basis ihrer Erkenntnisse detaillierte und validierte „Zahnzell-Atlanten“ der Maus und des Menschen mit Schwerpunkt auf deren Wachstum und Differenzierung. Auf diese interaktive Datenbank können Forscher bei künftigen Fragestellungen zur Zelldynamik in der Zahnmorpho- genese zurückgreifen. Die Ressource könnte aber auch für Forschungs- projekte, die sich mit der Entwicklungs- und Regenerationsbiologie im Allge- meinen beschäftigen, von großem Nutzen sein, glauben die Studienauto- ren. Eine funktionierende biologische Therapie zum Ersatz von beschädigtem oder verlorenen Gewebe wäre zweifel- los eine äußerst attraktive Alternative zu den heutigen Konzepten von Fül- lungstherapie und Zahnersatz. \ Quelle: Krivanek, J., Soldatov, R.A., Kastriti, M.E. et al.: Dental cell type atlas reveals stem and differentiated cell types in mouse and human teeth. Nat Commun 11, 4816 (2020). https://www.nature . com/articles/s41467–020–18512–7 Literatur: Sharir, A. et al.: A large pool of actively cycling progenitors orchestrates self-rene- wal and injury repair of an ectodermal appendage. Nat. Cell Biol. 21, 1102–1112 (2019). https://www.nature . com/articles/s41556–019–0378–2 zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2079) © 04/2020 · 10006710v.001 Performer. diamant-ist-komet.de 64% unserer Diamant-Kunden setzen auf diese Spezialkräfte: Komet S-Diamanten. Jetzt kennenlernen! ZAHNMEDIZIN | 69

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