Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2083) DISKUSSION Eine ausführliche zahnärztliche Anam- nese sowie die klinische und radio- logisch unterstützte zahnärztliche Untersuchung sind für den korrekten diagnostischen Workup von Sinusiti- den, vor allem von unilateral auf- tretenden Krankheitsfällen, obligat [Troeltzsch et al., 2015]. Nicht selten geht hier ein Misserfolg in der Thera- pie auf eine nicht oder nicht korrekt behandelte odontogene Pathologie zurück [Longhini et al., 2010]. Nach Möglichkeit sollten bei der Therapie einer odontogenen Sinusitis in einem Eingriff die Ursache behoben, patholo- gische Gewebevermehrungen aus der Kieferhöhle entfernt und die natürliche Drainagefähigkeit der Kieferhöhle über ein durchgängiges Ostium naturale ge- prüft und gegebenenfalls sichergestellt werden. Dabei sind zahnärztlich- chirurgische operative Techniken mit Techniken der operativen Hals-Nasen- Ohrenheilkunde zu kombinieren [Costa et al., 2007; Craig et al., 2019; Lopatin et al., 2002]. Die funktionelle endoskopische Nasen- nebenhöhlenchirurgie („functional endoscopic sinus surgery“ – „FESS“) stellt seit vielen Jahren den Gold- standard in der operativen Therapie von – in erster Linie rhinogenen – Pathologien der Nasennebenhöhlen dar [Messerklinger, 1987; Stammberger & Posawetz, 1990]. Ziel der FESS ist, durch Erweiterung des ostiomeatalen Komplexes in relativ atraumatischer Weise die Drainagefähigkeit der Kiefer- höhlen, der vorderen Siebbeinzellen und der Stirnhöhle zu verbessern und Abb. 3: Intraoperatives Bild mit Pusabfluss nach Einsägen eines Knochenfensters in die faziale Kieferhöhlenwand linksseitig. Abb. 5: Endoskopischer Einblick auf die mediale Kieferhöhlenwand mit Resten hyperplastisch- entzündlicher Kieferhöhlen- schleimhaut nach initialer Ausräumung der Kieferhöhle. Das verengte Ostium naturale wird durch eine transnasal eingebrachte Rittersonde dargestellt (*). Foto: Praxis Dr. Dr. Tröltzsch Foto: Praxis Dr. Dr. Tröltzsch Abb. 4: Retention von putridem Exsudat im Bereich der Kieferhöhle linksseitig nach Entnahme des Knochendeckels. NASENNEBENHÖHLEN Die Nasennebenhöhlen sind mit der Nasenhaupthöhle über unterschiedliche Öffnungen verbunden. Dabei drainieren die anterioren Anteile des Siebbeins zusammen mit der Kieferhöhle und der Stirnhöhle im sogenannten ostiomeatalen Komplex. Jener stellt einen Teil des mittleren Nasengangs dar, der das Indundibulum ethmoidale beinhaltet, eine Vertiefung des Siebbeins, das kranial von einer großen Siebbeinzelle und anterior sowie kaudal von einem Knochenvorsprung, dem Processus uncinatus, begrenzt wird [Rohen & Lütjen- Drecoll, 2006]. Diese Betrachtung ist von Bedeutung, da dadurch die Erkrankungen mehrerer Anteile der Nasennebenhöhlen (Pansinusitis) bei zunächst isolierter Erkrankung einzelner Bereiche erklärt werden können [Fadda et al., 2016]. Die Nasennebenhöhlen sind mit Respi- rationsepithel ausgekleidet, dessen Zellen apikal mit sogenannten Kinozilien bestückt sind [Rohen & Lütjen-Drecoll, 2000]. Die Zilien ermöglichen einen Transport des Schleimfilms in Richtung der natürlichen Ostien der Nasenneben- höhlen und innerhalb der Nase in Richtung des Pharynx [Rohen & Lütjen- Drecoll, 2000]. Die Orientierung des Zilienschlags und die Physiologie des Respirationsepithels sind bei allen therapeutischen Maßnahmen im Bereich der Nasennebenhöhlen zu beachten. Foto: Praxis Dr. Dr. Tröltzsch ZAHNMEDIZIN | 73

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