Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2086) DER BESONDERE FALL MIT CME Keratozyste oder Ameloblastom? Paul Römer, Florian Schnaith, Peer W. Kämmerer Eine junge Frau wird mit einer seit vier Wochen bestehenden Schwellung im Bereich des Unterkiefers bei ihrem Hauszahnarzt vorstellig. In der angefertigten Panoramaschichtaufnahme wird die Verdachtsdiagnose einer odontogenen Zyste gestellt. Die histopathologische Auswertung gestaltet sich allerdings komplexer als gedacht. E ine 18-jährige Patientin stellt sich mit einer seit vier Wochen persis- tierenden Schwellung im Bereich des rechten Unterkiefers bei ihrem Hauszahnarzt vor. In der angefertigten Panoramaschichtaufnahme imponiert eine ausgedehnte und scharf begrenzte Aufhellung, die ausgehend von Regio 47 nahezu den gesamten Ramus man- dibulae einnimmt (Abbildung 1). Daraufhin wird die Patientin an die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie der Universitätsmedizin Mainz überwiesen, wo sich klinisch zusätzlich bereits eine ausgeprägte Mundbodenschwellung darstellt. Der Zahn 47 zeigt sich perkussions- empfindlich; die Vitalitätsproben von 46 und 47 erweisen sich als positiv. Die periphere Durchblutung, Sensibili- tät und Motorik sind – trotz der nerv- nahen Lokalisation des Befunds – unauffällig. Zur Beurteilung der Befundausdehnung und Planung der Therapie wird eine Digitale Volumentomografie (DVT) des Mittelgesichts inklusive Unterkiefer an- gefertigt (Abbildung). Hier zeigen sich die vestibuläre und linguale Compacta massiv atroph und crestal sowie lingual bereits perforiert. Die Lage des Nervus alveolaris inferior projiziert sich kaudal des Befunds und erscheint in seinem Verlauf nicht verdrängt. Aufgrund der Gefahr einer Spontan- fraktur ebenso wie zur histopatholo- gischen Befundsicherung wird die Indikation zur Zystektomie in Intuba- tionsnarkose gestellt. Diese erfolgt durch Inzision crestal distal des Zahns 47 und im Bereich des aufsteigenden Unterkieferasts mit Bildung eines Mukoperiostlappens. Nach subperios- taler Präparation lässt sich die aus- gedehnte Zyste problemlos darstellen (Abbildung 3). Korrespondierend zum vorliegenden radiologischen Befund erreicht die Raumforderung die linguale Knochenkante. Unter Schonung des N. alveolaris inferior werden die Enukleation der Zyste in zwei Teilen und die Entfernung der crestal beteilig- ten Knochenanteile vorgenommen (Abbildung 4). Nach ausgiebiger Spülung kann der entstandene Defekt nach Einlage von Kollagenschwämmen PAUL RÖMER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Quelle: Peer W. Kämmerer Abb. 1: Panoramaschichtaufnahme mit ausgedehntem Befund im Bereich des rechten Kiefer- winkels: Zur Ansicht kommt eine glatt begrenzte, monozystische Struktur mit Kontakt zu Zahn 47 und Resorption der distalen Wurzelspitze. CME AUF ZM-ONLINE Keratozyste oder Ameloblastom? Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. 76 | ZAHNMEDIZIN

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