Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2088) arme Erscheinung. Aus diesem Grund werden Ameloblastome häufig im Rah- men von Routineuntersuchungen als Zufallsbefund diagnostiziert. Wie im vorliegenden Fall zählen zu den möglichen Symptomen eine schmerzlose Auftreibung des Kiefers – meist in bukkolingualer Richtung – sowie eine Weichgewebsinvasion oder Wurzelresorptionen (Abbildung 1) mit konsekutiver Zahnlockerung bis hin zur Malokklusion [Schneider und Kämmerer, 2019]. Hyp- oder Par- ästhesien werden im Zusammenhang mit Ameloblastomen als eher un- typisch beschrieben [McClary et al., 2016]. Radiologisch erscheint das Ameloblastom charakteristischerweise als scharf begrenzte, polyzystische Auf- hellung mit häufig seifenblasenartiger Zeichnung. Gelegentlich besteht eine Beziehung zu verlagerten Zähnen oder Wurzelresorptionen. Wie im vorliegenden Fall ist die Mehr- zahl – etwa 80 Prozent – der Amelo- blastome im Bereich des Kieferwinkels lokalisiert [Reichart et al., 1995]. Hier korreliert das radiologische Erschei- nungsbild einer scharf begrenzten unilokulären, zystenähnlichen hypo- densen Struktur (Abbildung 2b) mit der histopathologischen Diagnose des unizystischen Ameloblastoms. Die Unterscheidung zwischen einer odontogenen Zyste und einem Amelo- blastom ist klinisch häufig kompliziert. Insbesondere bei monozystischem Auftreten ist auch unter Zuhilfenahme bildgebender Verfahren meist keine adäquate Differenzialdiagnose möglich [Krüger, 1988]. Bei unklaren Befunden empfiehlt sich daher eine Probeexzision zur Sicherung der Diagnose. Neben odontogenen und nicht-odon- togenen Zysten sind das zentrale Riesenzellgranulom, das zentrale Fibrom, das ameloblastische Fibrom und die fibröse Dysplasie in die Diffe- renzialdiagnostik mit einzubeziehen [Krüger, 1988]. Die Rezidivraten variieren stark je nach histopathologischem Gewebetyp und durchgeführtem Therapiekonzept. Da bei konservativer, minimalinvasiver Therapie (Enukleation und Kürettage) das Risiko zur Rezidivbildung bei 55 bis 90 Prozent liegt, ist – sofern möglich – die chirurgische Exzision mit 1,5 bis 2 cm Sicherheitsabstand zu favorisieren [Carlson et al., 2012]. Nach radikaler Resektion beträgt die Rezidivrate nur 5 bis 15 Prozent [Celur et al., 2012]. Rezidive können auch zehn Jahre nach primärer Therapie auftreten, was den hohen Stellenwert einer langfristigen und genauen Nach- sorge begründet [Wright et al., 2017]. Zu den Sonderformen des Amelo- blastoms zählen die unizystische und die plexiforme Variante, die auch bei konservativer Therapie eine geringe Quelle: Peer W. Kämmerer Abb. 3: Situs intraoperativ vor Enukleation des Befunds Quelle: Peer W. Kämmerer Abb. 4: Resektat 78 | ZAHNMEDIZIN
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