Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2018) UMBENENNUNG DES WALKHOFF-PREISES MEINEN RESPEKT Zum Beitrag „Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung: Der Walkhoff-Preis wird umbenannt“, zm 18/2020, S. 30–31, und zum Leserbrief „Umbenennung des Walkhoff-Preises: Weglaufen vor der Geschichte“, zm 20/20, S. 9. Als mit dem Walkhoff-Preis (2005) ausgezeichneter Hochschul- lehrer kann ich dem Vorsitzenden der DGZ, Prof. C. Hannig, nur vielmals für die Umbenennung dieser renommierten Aus- zeichnung danken und ihm meinen Respekt für die umgehende und klare Reaktion auf das Bekanntwerden von Einzelheiten aus Walkhoffs Biografie aussprechen. Von einem albernen Vor- gang oder einem Weglaufen vor der Geschichte kann bei dieser Umbenennung ja wohl keine Rede sein. Für mich war dies Anlass, diese hohe Auszeichnung der DGZ vorüber- gehend aus meinem CV zu streichen; mit dem sicherlich weniger pathetisch klingenden „DGZ-Publikationspreis“ kann ich sehr gut leben. Beschämend ist in diesem Kontext vor allem die Tatsache, dass es so lange Zeit gedauert hat, bis eine gründlichere Aufarbei- tung der Rolle der Zahnärzteschaft im Nationalsozialismus diese Fakten ans Tageslicht gebracht hat. Dem im Leserbrief von Dr. Modler in der zm 20/2020 indirekt gescholtenen Prof. Dominik Groß und seinen Mitarbeiter*innen gebührt aller- höchster Respekt und Dank für ihre gründliche und öffentlich nachvollziehbare Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Ersten früheren Ansätzen zur historischen Aufarbeitung (Guggenbichler, Vereinigung demokratischer Zahnmediziner, Zeitschrift „Der Artikulator“, u.a.m.) war leider keine ange- messene Resonanz beschieden, hier genügte es in der Regel, die Autor*innen als linke Spinner abzutun. Prof. Dr. Michael Hülsmann, Göttingen UMBENENNUNG DES WALKHOFF-PREISES ÜBERFÄLLIG Zum Leserbrief „Umbenennung des Walkhoff-Preises: Weglaufen vor der Geschichte“, zm 20/20, S. 9, zum Beitrag „Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung: Der Walkhoff-Preis wird umbenannt“, zm 18/2020, S. 30–31. Keineswegs ist die Aufarbeitung der NS-Zeit, unter anderem aktuell durch Prof. Groß oder früher durch Prof. Staehle, nur ein „interessantes Projekt“, wie Dr. Modler es nennt, sondern ein lange überfälliges. In der Folge müssen auch Preise umbenannt werden, die nach langjährigen NS-Parteimitgliedern benannt sind. Dieses ist kein „Weglaufen“ vor der Geschichte, wie Dr. Modler in seinem Leserbrief des Kollegen es bezeichnet. Niemand hat Prof. Walkhoff und andere dazu gezwungen, in eine Partei einzutreten, die explizit Rassismus propagiert. Niemand hat sie gezwungen, in dieser Partei zu verbleiben, die neben allem Rassismus auch zahlreiche Kollegen schon Anfang der 30er Jahre ins Ausland oder in den Freitod getrieben oder die Kollegen mit einem Berufsverbot belegt hat. Deshalb „richten“ auch nicht „junge Hochschullehrer“, sondern fordern uns alle auf, neu nachzudenken, ob eine Ehrung im Namen der deutschen Zahnärzte diese Namen tragen sollten. Viele haben, so wie ich, Jahrzehnte darauf warten müssen – und hätten uns diese Diskussion schon vor 30 Jahren gewünscht. Dr. Friedrich-Rudolf Rettberg, Münster Foto: Federico Rostagno – stock.adobe.com Leserforum

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