Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2098) 100 JAHRE ZAHNÄRZTLICHE AUS- UND FORTBILDUNG IN KARLSRUHE So wirkt die Akademie in Politik und Gesellschaft Hans Ulrich Brauer, Winfried Walther Eine Akademie, die ihren Fortbildungsauftrag ernst nimmt und die Verbesserung der Versorgung im Auge hat, wirkt weit über den ihr anvertrauten Personenkreis hinaus. In diesem Beitrag geht es um die Rolle, die die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe für die zahnärztliche Profession und die sie umgebende Gesellschaft innehat. E ine Fortbildungsinstitution hat die Aufgabe, den ihr anvertrauten Personenkreis zu betreuen und dafür zu sorgen, dass überholtes Wissen durch neues ersetzt wird. Im Statut der Fortbildungseinrichtungen der Landes- zahnärztekammer Baden-Württemberg ist zu lesen, Aufgabe der Fortbildungs- einrichtungen sei die Fortbildung von Zahnärzten und zahnmedizinischem Hilfspersonal. Zusätzlich wird die Unter- weisung von Personen in zahnärztlicher Gesundheitsfürsorge genannt. So weit, so gut. Der zahnmedizinische Diskurs ist ge- prägt von den Stimmen der Standes- politik und der zahnärztlichen Wissen- schaft. Die Akademie nimmt beide Stimmen wahr und hat bei kontrover- sen Diskussionen häufig eine Mittler- rolle inne. Für ihr Programm wählt sie Vertreter der Wissenschaft aus, die in ihren Kursen direkt mit Zahnärztinnen und Zahnärzten in Kontakt treten. Fachliche Innovation ist jedoch nicht ausschließlich den Universitäten vor- behalten. Auch aus der Praxis können Anregungen für eine bessere Versorgung kommen. Das Fortbildungsprogramm der Akademie ist somit immer eine Stellungnahme zum Innovations- geschehen in der Zahnheilkunde. Der Blick in die Programme seit 1960 birgt hier einige Überraschungen. Schon sehr früh, nämlich am 10./11. Januar 1969, findet sich dort ein Kurs über zahnärztliche Implantologie „Das Implantationsverfahren (oraler Rehabi- litationen) mit CBS Anker“ – geleitet von einem Praktiker aus der Schweiz: Dr. Samy Sandhaus. Zwar ist die Zeit inzwischen über den implantologischen Ansatz von Sandhaus hinweggegangen, nichtsdestotrotz hat die zahnärztliche Implantologie durch die Aufnahme in das Kursprogramm einen institutio- nalisierten Status gewonnen – lange bevor die Ergebnisse von Branemark in Deutschland bekannt wurden. WIE DIE AKADEMIE DEN DISKURS FÖRDERT Dieser erste Implantologiekurs ver- anschaulicht zum einen, dass der in- novative Zahnarzt den gleichen Rang besetzen kann wie ein Vertreter der Universität. Zum anderen handelt es sich um einen internationalen Kontakt, der nationale Meinungsmonopole durchaus infrage stellt. Die Zahl der internationalen Referenten nahm in den 1970er-Jahren rasch zu. Die Lehrer kamen aus der Schweiz, Italien, Frank- reich, dem Vereinigten Königreich und den USA. Das wurde von einigen Mitgliedern deutscher Universitäten durchaus nicht gern gesehen, da sie mit Ideen und Entwicklungen kon- frontiert wurden, die im nationalen Diskurs bislang keine Rolle gespielt hatten. Auch prominente Vertreter renommierter internationaler Univer- sitätsinstitute traten schon in der Ägide von Walther Engel bei der Akademie auf. So kam im Jahr 1980 zum ersten Mal Prof. Jan Lindhe aus Göteborg nach Karlsruhe. Ab 1982 hielt er auf Anfrage von Michael Heners Kurz- curricula über Parodontologie, die jeweils sechs Tage dauerten und in hohem Maß von jungen Vertretern deutscher Universitäten besucht wurden, Foto: Bildarchiv Akademie Karlsruhe DREITEILIGE ZM-REIHE Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe veröffentlichen die zm einen dreiteiligen Bericht zur Geschichte des Instituts. Teil 1 (zm 14) thematisierte die Rolle des Instituts bei der Ausbildung der Dentisten und später bei der Fort- bildung der Zahnärzte. Teil 2 (zm 18) warf einen Blick auf die Menschen am Institut. Teil 3 (diese Ausgabe) beleuchtet begleitend zur 100-Jahr-Feier im November die Rolle der Akademie in Zahnmedizin, Wissenschaft und Gesellschaft. 88 | GESELLSCHAFT
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