Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2100) zumal die Teilnahmebedingungen sehr günstig waren. Ein enger Kontakt mit dem Referenten während des Kurses war garantiert. Man kann davon aus- gehen, dass das Programm der Akademie die Internationalisierung der deutschen Zahnheilkundegefördert hat. WAS DIE AUTONOMIE DER PROFESSION BEDEUTET Der Tätigkeitsbereich der Akademie beschränkt sich aber nicht auf die Vermittlung angewandten klinischen Wissens. Schon in den 1990er-Jahren spielt die „Profession“ eine heraus- ragende Rolle in den Veröffentlichun- gen aus Karlsruhe. Der Begriff und die Merkmale der „Profession“ wurden in un- zähligen Veranstaltungen für Kollegen- schaft und Standespolitik diskutiert. Zentral sind hierbei die Begriffe des „Gemeinwohlbezugs“ und der „Auto- nomie“. Die Akademie steht im Dienst der Profession und ist somit heraus- gefordert, diese Merkmale der Profession zu verteidigen und zu sichern. Schauen wir uns dazu beispielhaft die „Trainings für den zahnärztlichen Sach- verständigen“ an. 1996 fand das erste Curriculum für den zahnärztlichen Sachverständigen unter der Leitung von Michael Heners statt. Es war das erste seiner Art in der Bundesrepublik und ist bis heute Bestandteil des Aka- demie-Programms. Kern des Trainings ist eine sichere „Regelfindung“ im Rah- men des alltäglichen Versorgungs- geschehens. Regeln beschreiben den Anspruch der uns anvertrauten Patien- ten. Sie geben darüber hinaus dem Praktiker Handlungssicherheit und er- lauben die Abwendung nicht gerecht- fertigter Ansprüche der Klientel. Das Sachverständigentraining umfasst recht- liche und vertragliche Regelungen, wissenschaftliche Standards zur Indika- tion und Durchführung zahnärztlicher Eingriffe sowie die Systematik der gutachterlichen Arbeit. Der Gutachter muss Einzelfälle bewerten, was in je- dem Fall die Interpretation von Regeln erfordert. In den Upgrade-Veranstal- tungen für den zahnärztlichen Sach- verständigen wird der Blick für die Auslegung von Regeln regelmäßig geschärft. Dadurch wird die Autono- mie der Profession gestärkt, denn es wird deutlich: Zahnärzte und Zahn- ärztinnen kümmern sich selbst um die Ausrichtung ihres Handelns nach transparenten Regeln. Ein erheblicher Wissenszuwachs über die Bedeutung des Gutachterwesens und die Erwartungen an den Gutach- ter entstand im Rahmen des Master- studiengangs „Integrated Dentistry“. Dieser Masterstudiengang wurde von der Akademie in Kooperation mit der Universität Magdeburg entwickelt und durchgeführt. In zahlreichen Master- arbeiten wurde das Anforderungsprofil des zahnärztlichen Sachverständigen- gutachtens untersucht. Hierfür wurden Richter befragt, die Arbeit von Schlich- tungsausschüssen untersucht und Qua- litätssicherungssysteme im vertrags- zahnärztlichen Gutachterverfahren analysiert. Diese Arbeiten kommen dem Unterricht der Akademie zugute. Welche Bedeutung hat die Profession der Zahnmedizin für die Gesellschaft, in der sie tätig ist? Der Masterstudien- gang „Integrated Dentistry“ widmet sich dieser Frage auf vielfältige Weise. Im Studium geht es um die fort- schreitende Kompetenzentwicklung der Zahnärzte in der niedergelassenen Praxis und um die Entwicklung der Zahnärzteschaft. Dazu gehört die tra- dierte Wissensvermittlung neuen Fach- wissens aber auch die Analyse der Interaktionen zwischen zahnärztlicher Profession und Gesellschaft. Die Arbeiten widmen sich deswegen auch Themen wie der beruflichen Identität, der Wis- sensentwicklung und dem Bild der Zahnmedizin in Medien und Kunst. Der Tag der offenen Tür „Zahnmedizin im Blick“ im Jahr 2010 Foto: Bildarchiv Akademie Karlsruhe Dr. Mohamed ElBaradei, Friedensnobelpreisträger 2005 und Sprecher des Karlsruher Vortrags 2006, trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Karlsruhe ein (stehend von links nach rechts (H. E. Mohamed Al-Orabi, Prof. Dr. Michael Heners, Oberbürgermeister Heinz Fenrich). Foto: Bildarchiv Akademie Karlsruhe

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