Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
Wie die zahnärztliche Praxis von der Gesellschaft wahrgenommen wird, be- stimmen Zahnärztinnen und Zahnärzte nur zum Teil selber. Mediale Berichte und Diskussionen über Brennpunkte des Versorgungsgeschehens werden von vielen Seiten angestoßen. Ferner ist das Bild des Zahnarztes geprägt von der Angst vor Schmerzen und dem Ge- fühl des Ausgeliefertseins während der Behandlung. Als Beispiel für die Unter- suchung dieser Zusammenhänge sei die exemplarische Filmanalyse von Harald Hildebrand genannt, der Sozial- klischees des Zahnarztes im Spielfilm untersuchte. Ein zusammenfassender Bericht über seine Arbeit wurde unter dem Titel „Ein schräger Typ“ auch in den Zahnärztlichen Mitteilungen ver- öffentlicht (zm 16/2008). Das von ihm beschriebene Bild des Zahnarztes ist geprägt von zum Teil sehr negativen Emotionen. In seiner Zusammenfassung spricht sich Hildebrand dafür aus, dass die Zahnärzte selbst medial vermittelte stereotype Vorstellungen vom zahn- ärztlichen Berufsstand aufbrechen und einer differenzierten Betrachtungsweise zuführen sollten. Die analytische Arbeit durch die Absolventen des Master- studiengangs ist bei diesem Vorhaben sehr hilfreich. WENN ZAHNMEDIZIN POLITISCH WIRD Die medizinische Versorgung betrifft alle Menschen. Sobald hier Risiken oder Mängel wahrgenommen werden, entstehen Diskussionen, die in vielen Fällen die rationale Ebene verlassen. Die Akademie hat in ihrer Geschichte zu verschiedenen Problemen Stellung genommen und die Öffentlichkeit auf die Wichtigkeit einer wissenschaftlichen Betrachtung der aufgeworfenen Frage- stellung hingewiesen. Sie ist dazu auch gezielt von der Landeszahnärztekam- mer Baden-Württemberg und der Bun- deszahnärztekammer in Anspruch ge- nommen worden. So wurde die Akademie zu Beginn der 1990er-Jahre beauftragt, in der damals heftigen Amalgamdiskussion die Position der Zahnärzteschaft deut- lich zu machen. Die damals medial sehr präsente Auseinandersetzung um diesen Füllungswerkstoff führte zu For- derungen an die Politik, mit Verboten einzuschreiten und somit dem Bild von Amalgam als „Gift im Mund“ Rechnung zu tragen. In vielen lebhaft und kontrovers geführten Debatten, die im öffentlichen Rahmen statt- fanden, bezog die Akademie Stellung, um der emotionalen Ausgrenzung einer bewährten Therapieform entgegenzu- treten. Eine Zusammenfassung der von ihr vertretenen Position findet sich in einem Beitrag von Michael Heners aus dem Jahr 1994 in den „Gesellschafts- politischen Kommentaren“: „Mit einer Argumentationskette gleicher Qualität, mit der zur Zeit der wissenschaftlich gesicherte und bewährte Füllungswerkstoff Amalgam in das emotionale Schussfeld der Kritik geraten ist, lässt sich jeder andere Werkstoff, der in der restaurativen Zahnheil- kunde notwendig ist, in Frage stellen. Es geht deshalb nicht um die Frage „Amalgam Ja oder Nein?“ sondern um die Fragestel- lung „wissenschaftlich begründete Zahnheilkunde, Ja oder Nein?“ (Gesellschaftspolitische Kommentare Dez. 1994, 464–465). Ein Verbot des Füllungswerkstoffs Amalgam aus zweifelhaften Gründen konnte letztlich abgewendet werden. Weitere Beispiele für die Bearbeitung von Problemen an der Schnittstelle Zahnmedizin und Politik durch die Akademie sind die Diskussion über die 1994 erschienene „Marxkors-Studie“, die die Qualität der prothetischen Ver- PROF. DR. MED. DENT. WINFRIED WALTHER Direktor Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe Lorenzstr. 7, 76135 Karlsruhe winfried_walther@za-karlsruhe.de Foto: Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2101) SOFTWARE Jetzt kostenlos Demo anfordern: Tel.: 02744/9200-31 software@beycodent.de TOPTIMER TERMINPLANER LABOR-EXPRESS LABORABRECHNUNG AZ-CONTROLL ARBEITSZEITERFASSUNG www.beycodent.de GESELLSCHAFT | 91
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