Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2102) sorgung durch die Dokumentation mechanischer Erfolgsparameter infrage stellte, und der Vorbericht des IQWiG 2017, der zu dem Schluss kam, dass für die parodontalen Behandlungs- methoden keine Evidenz vorläge. In beiden Fällen gab es Anhörungen durch die Bundeszahnärztekammer beziehungsweise das IQWiG. Die zu Studie und Vorbericht vorgebrachte Kritik blieb nicht ohne Wirkung. SO BEKOMMT ZAHNMEDIZIN ÖFFENTLICHKEIT Die Unterweisung in zahnärztliche Gesundheitsfürsorge wird im Statut der Akademie ausdrücklich genannt. Tat- sächlich hat diese Aufgabe in Karlsruhe eine sehr lange Tradition. In unserer digitalen Festschrift findet sich eine ausführliche Dokumentation der „Zahnhygienischen Ausstellung“ im September des Jahres 1925. Das frisch gegründete Institut trat mit dieser Aus- stellung an die Öffentlichkeit heran, um „sein redlich Teil … beizutragen an der Aufklärung und Belehrung unseres Volkes über den Wert und die Notwendigkeit einer vernünftigen Zahnpflege und Zahnbehandlung“. So beschrieb der Vorsitzende des Reichsverbandes Deutscher Dentisten, Diebecke-München, die Intention von Institut und Verband. Die Ausstellung wurde insbesondere von Schulklassen besucht, die in der Stadthalle Karlsruhe viel über Zähne und deren Pflege lernen konnten. Noch Jahre später kommen Berichte auf dieses markante Ereignis zurück. Ganz offensichtlich war die Initiative ein sehr gelungener Ansatz, Informationen zur Gesund- erhaltung der Zähne „unter das Volk“ zu bringen. Auch heute gibt es Aktionen, die sich in Sachen Gesundheitsfürsorge direkt an die Öffentlichkeit wenden. Eine größere Veranstaltung war der „Tag der offenen Tür“, der 2010 von der Landes- zahnärztekammer Baden-Württemberg initiiert wurde. Veranstaltungsorte waren die Akademie und die MKG-Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe. Das ganze Team engagierte sich, fertigte Aufklärungsposter und stand der Öffentlichkeit Rede und Antwort zu Problemen der oralen Gesundheit. Es war ein Tag, der sicher Wiederholung verdient. Eine andere Form der Öffentlichkeit bietet seit 1983 der „Karlsruher Vortrag – Mund auf“. Dieser Vortrag geht auf eine Idee von Michael Heners zurück. In einem Interview in der Festschrift erinnert sich Winfried Walther an Heners Motive, die zur Gründung dieser Veranstaltung führten, die jetzt auf eine fast 40-jährige Tradition zurück- blicken kann: „Die Akademie sollte zu einer richtigen Akademie werden: Das bedeutete für ihn, sie sollte über ihre fachliche Widmung hinaus gesell- schaftliche Themen aufgreifen und vermitteln.“ Heners wollte mit dem Karlsruher Vortrag auch eine Einrich- tung schaffen, durch die die Zahnärzte- schaft zeigen kann, dass sie ihre gesell- schaftliche Verantwortung erkennt und wahrnimmt. Der Karlsruher Vortrag ist in der Stadt Karlsruhe eine feste Institution gewor- den. Mehrere Oberbürgermeister ha- ben durch ihre wiederholte Teilnahme ihre Wertschätzung bekundet. Auch Vertreter der hohen Bundesgerichte und andere Institutionen in Karlsruhe sind regelmäßig vertreten. Michael Heners hat 23 Vorträge geleitet. Der letzte war der Vortrag von Mohamed ElBaradei im Jahr 2006. Der Referent brachte in seiner Einleitung zum Aus- druck, dass diese Initiative der Zahn- ärzte weit in die Gesellschaft ausstrahlt und Anerkennung hervorruft: „The intriguing invitation I got from an advanced dental institute, to come to speak on complete different subjects than dentistry – was very intriguing to me. The fact that dentists are ready to reach out. Reach out to the rest of the world … and try to connect for the rest of people of different professions. ... They are finally understanding that all of us need to communicate. All of us need to reach out to all of us … Because at the end of the day we are just one human family.“ Die Tradition lebt ungebrochen fort. 2020 hat der neue Präsident des Bun- desverfassungsgerichts, Prof. Dr. Stefan Harbarth, zugesagt, den Karlsruher Vortrag „Mund Auf“ zu halten. \ DR. MED. DENT. DR. PHIL. HANS ULRICH BRAUER, M.A. Zahnarzt, Fachzahnarzt für Oralchirurgie Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe Lorenzstr. 7, 76135 Karlsruhe hansulrich_brauer@za-karlsruhe.de Foto: Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe Foto: Bildarchiv Akademie Karlsruhe Die zweite, im Jahr 2011 von Joachim Czichon geschaffene Mund-Auf-Skulptur, die der Sprecher des Karlsruher Vortrags überreicht bekommt. 92 | GESELLSCHAFT
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