Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2150) U rsprünglich als Präsenzveran- staltung in München geplant, zwangen die im Oktober rapide gestiegenen Infektionszahlen die Verantwortlichen kurzfristig zu einer mehrtägigen Videokonferenz. Ein Format, das beim KZBV-Vorstands- vorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer keine Freude auslöste, wie er in seiner Rede einleitend unumwunden zugab. Er machte zum Auftakt der 9. Vertreter- versammlung deutlich, dass auch die Zahnarztpraxen aufgrund des drama- tischen Infektionsgeschehens erneut vor besonderen Herausforderungen stünden. „Wir werden aber alles dafür tun, dass unsere Praxen möglichst un- beschadet auch durch diese zweite Welle der Pandemie kommen. Wir müssen mit aller Kraft Strukturen er- halten und Zukunft gestalten“, fasste er das übergeordnete Ziel zusammen. Man habe im Frühjahr und Sommer eindrucksvoll bewiesen, dass sich die Menschen hierzulande auf die Zahn- ärztinnen und Zahnärzte sowie auf das vertragszahnärztliche Versorgungs- system verlassen können. „Wir haben dafür keinen Beifall bekommen, aber wir haben das getan, was unsere Auf- gabe ist.“ ZIEL BLEIBT EIN ECHTER SCHUTZSCHIRM Mit Blick auf einen möglichen erneu- ten Einbruch des Leistungsgeschehens forderte Eßer die Politik zum wieder- holten Mal auf, verlässliche Rahmen- bedingungen zu schaffen, um der Zahnärzteschaft die Bewältigung der Krise zu erleichtern. Ziel bleibe es, die Versorgung aller Patientinnen und Patienten bei maximalem Infektions- schutz aufrechtzuerhalten. Die KZBV werde daher weiterhin alles daran set- zen, doch noch einen echten Schutz- schirm für die Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Gesetzgebung zu ver- ankern. „Der mit der COVID-19-Versor- gungsstrukturen-Schutzverordnung eingeführte Pauschalansatz eines Liquiditätskredits in 2020 reicht zur Sicherung dieser Strukturen nicht aus“, unterstrich Eßer erneut. Zentralen und eilbedürftigen Hand- lungsbedarf sehe man aktuell bei der Schaffung einer Regelung für eine verzerrungsfreie Fortschreibung der Gesamtvergütung für die Jahre 2021 und 2022, erklärte der KZBV-Chef. Eine krisenbedingte Verzerrung des Versorgungsgeschehens dürfe nicht Grundlage für eine Fortschreibung sein. „Wenn die Politik auch nach der Krise auf eine funktionierende flächen- deckende und wohnortnahe Versor- gung bauen will, dann darf sie diese jetzt nicht aufs Spiel setzen“, warnte Eßer. Dass Deutschland bislang ver- gleichsweise gut durch die Pandemie gekommen sei, liege nicht zuletzt an der Stärke des freiberuflichen und selbst- verwalteten Gesundheitssystems. DER NEGATIVE EINFLUSS VON IMVZ IST BELEGT Dieses funktionierende Gesundheits- system werde aber zunehmend durch Vergewerblichung und Kommerziali- sierung, wie sie von Investoren-betrie- benen Zahnmedizinischen Versorgungs- zentren (iMVZ) vorangetrieben wird, gefährdet. Zwei zur VV vorgelegte wis- senschaftliche Gutachten, die von der KZBV beauftragt worden waren, bestä- tigten den negativen Einfluss der iMVZ Foto: KZBV-Spillner Der Vorstand der KZBV: Dr. Karl-Georg Pochhammer. Dr. Wolfgang Eßer und Martin Hendges (v.l.n.r.) VERTRETERVERSAMMLUNG KZBV will Versorgungs- strukturen erhalten und Frauen besser fördern Corona-bedingt musste die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) ihre Vertreterversammlung bereits zum zweiten Mal in digitaler Form durch- führen. Per Videostream beschäftigten sich die Delegierten vom 28. bis zum 30. Oktober intensiv mit dem Erhalt der Versorgungsstrukturen, dem negativen Einfluss von iMVZ, der ausstehenden IT-Sicherheitsrichtlinie und der Förderung von Frauen in der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung. 16 | POLITIK
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