Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2156) INTERVIEW MIT DR. UTE MAIER „Was muss eigentlich noch alles passieren?“ Frauen haben es weiterhin schwer, nach oben zu kommen, das ist auch in der zahnärztlichen Standespolitik nicht anders. Egal wie gut sie qualifiziert sind, egal wieviel Erfahrung sie mitbringen – sie werden von den Männern abgeblockt. Dr. Ute Maier, Vorsitzende der KZV Baden- Württemberg und Leiterin der AG Frauenförderung der KZBV, macht eine Bestandsaufnahme. Frau Dr. Maier, Sie sind die einzige Frau, die einer KZV vorsteht. Wie haben Sie das geschafft? Und was machen andere Kolleginnen vielleicht falsch? Dr. Ute Maier: Ich hatte in meiner ge- samten standespolitischen Kariere im- mer Menschen um mich herum, die an mich glaubten, mich unterstützten und mir etwas zutrauten. Ich bin sicherlich eher ein Arbeitstier, bin Kon- flikten nicht aus dem Weg gegangen, habe mich vor allem nicht durch dum- me Sprüche, Anmache und Vorurteile abschrecken lassen. Aktiv hat mich zu Beginn meiner Kariere der damalige KZV-Vorsitzende von Tübingen, Kolle- ge Rumetsch, mehr in das Vorstands- amt geschubst, als ich selbst gehen wollte. Vielleicht war ich aber auch einfach manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und ein Quäntchen Glück gehört immer auch dazu. Zu Ihrer Frage, was Kolleginnen falsch machen, eine klare Antwort: Nichts. Die Frage ist doch vielmehr: Was muss eigentlich noch alles passieren, damit Frauen mit derselben Qualifikation wie die standespolitischen Kollegen auch dieselben Chancen bekommen und wir nicht solche Kommentare und Re- debeiträge von männlichen Kollegen über uns ergehen lassen müssen wie in der KZBV-VV. Was sind denn die größten Hürden, die Frauen überwinden müssen, um in der Standespolitik nach vorne zu kommen? Sie müssen als kompetente Frau wahr- genommen werden, es schaffen, dass man Ihnen überhaupt zuhört und Sie müssen gleichzeitig den Spagat schaf- fen, nicht in die Schiene des „Hätteles“ (freundlicher schwäbischer Ausdruck für eine etwas dumme, ungelenke Per- son) oder der frustrierten Kampfhenne abgeschoben zu werden. An Frauen werden meiner Erfahrung nach viel höhere Maßstäbe angesetzt als an Männer. Das wurde ja auch in der Diskussion in der KZBV-VV deutlich. Bei Frauen wird heftig über die notwendige Qualifikation und ihr Auftreten disku- tiert. Bei Männern nicht. Frauen wer- den immer – unabhängig von ihrer Sachkenntnis – auch nach dem Äuße- ren und ihrem Auftreten beurteilt. Es wird registriert, ob sie ein Kleid oder ei- ne Lederhose anhaben. Diskutieren sie engagiert, wirft man ihnen vor, sie sei- en zu emotional. Sind sie zurückhal- tend, dann haben sie in den Augen der DR. UTE MAIER Vorsitzende der KZV Baden-Württemberg und Leiterin der AG Frauenförderung der KZBV. Foto: KZV BW Foto: AdobeStock_Monster Ztudio 22 | POLITIK

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