Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2158) anderen keine Meinung und werden nicht wahrgenommen. Ein Argument ist immer, dass der Nachwuchs fehlt. Aber erfahrene Standespolitikerinnen kommen ab einem bestimmten Punkt ja auch nicht weiter, oder? Meiner Erfahrung nach kann man jun- ge Kolleginnen und Kollegen durchaus zur Mitarbeit bewegen. Man muss auf diese aber eben auch ernsthaft zuge- hen. Wenn Mann von vornherein als Vorstand alles als Chefsache deklariert, muss man sich nicht wundern, wenn es keinen Nachwuchs gibt. Und man muss als alter Hase in dem Geschäft auch mal etwas abgeben, den jungen Kolleginnen und Kollegen Aufgaben übertragen und vielleicht auch irgend- wann den Platz räumen. Spontan fal- len mir sogar mindestens zwei tolle Kolleginnen ein, die gerne in ein Vorstandsamt gehen würden, aber mit fadenscheinigen Argumenten ausge- bremst werden. Wer die Diskussion auf der Vertreterversammlung verfolgte, hatte mitunter den Eindruck, dass an einigen männlichen Delegierten die Emanzipation vorbeigegangen ist. Wenn sich die Kollegen nicht bewegen wollen, muss man nicht dann zu dem Schluss kommen, dass es ohne Quote nicht geht? Zum Teil fühlte man sich echt ins ver- gangene Jahrhundert zurückversetzt. Es fehlten nur noch so Sprüche wie „Frau- en gehören doch an den Herd“. Ich war allerdings immer gegen eine Quo- te, da es mir persönlich immer wichtig war, aufgrund meiner Expertise ein Amt zu begleiten und nicht aufgrund einer Quote. Allerdings haben wir ja auch im jetzigen System quasi Quoten, sei es dass die Verbandszugehörigkeit darüber entscheidet, ob jemand in ein Amt gewählt wird oder nicht, oder die Zugehörigkeit zu einer Region inner- halb einer KZV ausschlaggebend ist für die Besetzung eines Vorstands. Mein Anspruch war und ist es, es ohne Quote zu schaffen. Da müssen wir – das hat mich die vergangene VV ge- lehrt – aber noch viel Überzeugungsar- beit leisten. Und ich bin mir sicher: Wenn wir es nicht selbst schaffen, wird die Politik das regeln. In diesem Fall hätte die Selbstverwaltung eine große Chance vertan, das Thema selbst in die Hand zu nehmen und nach den eige- nen Bedürfnissen Rahmenbedingun- gen zu schaffen. Was folgt konkret aus dem Beschluss, der auf der VV getroffen wurde? Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Welche Schritte sind aus Ihrer Sicht jetzt erforderlich? Sehen wir es positiv. Immerhin etwas mehr als zwei Drittel der VV haben für das Konzept gestimmt. Das ist doch bei einem so schwierigen Thema, bei dem es ja auch darum geht, eingefah- rene Verhaltensmuster zu ändern, ein Signal, dass sich etwas bewegt. Natür- lich hätte ich mir ein klareres Votum gewünscht. Insofern bin ich nun na- türlich darauf gespannt, wie das The- ma in den KZVen aufgegriffen wird. Es gibt ja schon einige KZVen, die viel für die Nachwuchsförderung machen und auch bereits das „Frauenthema“ aufgegriffen haben. Die VV hat aber auch ganz klar gezeigt, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist und wir die einzelnen vorge- schlagenen Maßnahmenpunkte mit Leben erfüllen müssen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir zu einzel- nen Punkten konzeptionell konkrete Vorschläge erarbeiten. Die VV ist An- sporn, das Thema nun erst recht am Köcheln zu halten und nicht locker zu lassen. \ Die Fragen stellte Claudia Kluckhuhn. Zwei Drittel der Delegierten stimmten auf der Vertreterversammlung der Kassen- zahnärztlichen Bundesvereinigung Ende Oktober dafür, dass die zahnärztliche Selbstverwaltung aktiv Maßnahmen ergreifen soll, um den Frauenanteil in den Gremien der KZBV zu erhöhen. ANTRAG AUF DER VV DER KZBV Selbstverwaltung zukunftsfest gestalten – Frauenanteil in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung erhöhen Wortlaut des Antrags : „Die Vertreterversammlung der KZBV begrüßt das Gesamtkonzept ‚Erhöhung des Frauenanteils in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung‘ der AG Frauenförderung. Die Vertreter- versammlung beschließt, die im Konzept aufgezeigten Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils aktiv aufzugreifen, macht die Maßnahmen zum Gegenstand ihres weiteren berufspolitischen Handelns und fordert gleichzeitig die Vorstände der KZBV und der KZVen sowie die Mitglieder der KZVen dazu auf, entsprechend zu handeln. Die Maßnahmen zielen auch darauf ab, junge Zahnärztinnen und Zahnärzte für die vertragszahnärztliche Selbstverwaltung zu gewinnen. Begründung: Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung sowie zur Förderung zahnärztlichen Nachwuchses müssen von den Vorständen und Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung aktiv aufgegriffen, positiv begleitet und als zentrale Aufgaben und strategische Ziele wahrgenommen wer- den. Für die Zukunft der Selbstverwaltung ist es entscheidend, den gesamten Berufs- stand in den Gremien abzubilden. Die von der AG Frauenförderung hierzu entwickelten Maßnahmen werden als besonders geeignet angesehen, diese Zielsetzung voranzutreiben und in der Praxis zu konkreten Ergebnissen zu kommen.“ KZBV-Vertreterversammlung vom 28. bis zum 30. Oktober 2020, Antragsteller: Vorstand der KZBV, Dr. Ute Maier, KZV Baden-Württemberg, Dr. Christine Ehrhardt, KZV Rheinland-Pfalz MEHR AUF ZM-ONLINE Die Ergebnisse der AG Frauenförderung, die Dr. Ute Maier auf der VV der KZBV präsentiert hat und die Reaktionen der Delegierten, finden Sie hier. 24 | POLITIK

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