Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2187) (Abbildungen 5 und 6) erfolgte der schichtweise Verschluss der Opera- tionswunde. Die histopathologische Auswertung ergab analog zum kli- nischen Verdacht den Befund einer epidermalen Zyste mit perifokaler chronisch-granulomatöser Fremd- körperreaktion. DISKUSSION Einseitige Schwellungen im Bereich der Glandula parotis sind für den Behandler stets eine differenzial- diagnostische Herausforderung. So sind vor allem benigne von malignen Raumforderungen (primär oder metas- tatisch) zu unterscheiden, sowie Läsio- nen innerhalb der Ohrspeicheldrüse von solchen der umliegenden Gewebe, also primär intraglanduläre von extra- glandulären Lokalisationen abzugren- zen. Die häufigsten malignen Neo- plasien der Speicheldrüsen sind das Mukoepidermoidkarzinom (16 Prozent aller Speicheldrüsentumore) und das adenoid-zystische Karzinom (9 Prozent aller Speicheldrüsentumore) [Hirotaka Takita et al., 2017]. Im Rahmen der benignen Veränderun- gen gilt es wiederum, Neoplasien von entzündlich bedingten Tumoren zu differenzieren. Bei den entzündlich be- dingten präaurikulären Schwellungen, die häufig auch die Nodi lymphoidei parotidei betreffen, sind infektiöse (Tuberkulose, Mononukleose, Zyto- megalie, Borreliose) gegenüber nicht- infektiösen Ätiologien (Sarkoidose) in die Differenzialdiagnose einzubeziehen [Teymoortash et al., 2002]. Darüber hinaus sind immer auch stattgehabte Traumata oder mechanisch beziehungs- weise degenerativ bedingte Alterationen des Kiefergelenks als mögliche Ursache zu erwägen. Die in diesem Fall erhobenen kli- nischen und sonografischen Befunde sprachen im Zusammenhang mit dem anamnestisch sehr langen Bestehen der Veränderung primär für eine benigne, eher nicht entzündliche Ursache der präaurikulären Schwellung. Das führte zu der primären Verdachtsdiagnose eines pleomorphen Adenoms, weil es die mit Abstand häufigste (45 bis 74 Prozent) [Hirotaka Takita et al., 2017] gutartige Neoplasie der Speichel- drüsen und mit circa 80 Prozent den häufigsten Tumor der Glandula parotis darstellt [Bokhari und Greene, 2020]. Wesentliche diagnostische Informatio- nen lieferte letztlich das MRT, wodurch sich der Fokus auf extraglanduläre Neoplasien zentrierte. Wichtige Diffe- renzialdiagnosen stellen Weichteil- tumore in Form von Zysten – wie der Epidermoid-, der Dermoid- und der Trichilemmalzyste – Lipome oder Abb. 2: MRT: In der T1-Gewichtung zeigt sich eine signalarme (hypointense) eher homogene Struktur, die flächig der Parotis anliegt. Abb. 4: Darstellung und Eröffnung der zystischen Läsion (a) mit Austritt des enthaltenen Sekrets (b) Abb. 3: MRT: In der T2-Gewichtung grenzt sich der Befund signalreich (hyperintens) mit enthaltenen lamellenartigen Strukturen gut differenzierbar vom Drüsenparenchym ab. ALEXANDER SCHMITZ Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 53
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