Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2188) Fibrome dar. Die T2-Wichtung des MRT gab bereits Anhalt für eine zystische Läsion. Aufgrund der Hyperintensität war davon auszugehen, dass in dieser Formation zentral flüssige Anteile ent- halten waren. Zur Diagnosesicherung ist jedoch in jedem Fall die histolo- gische Untersuchung erforderlich. Ob dazu lediglich die abzuklärende Raum- forderung oder die gesamte Glandula parotis exstirpiert wird, hängt von den klinischen und paraklinischen Befun- den ab. Alternativ kann bei Unklarhei- ten über den Charakter der Raumfor- derung eine Feinnadelbiopsie erwogen werden, die jedoch das Risiko einer Verschleppung der Zellen ins um- liegende Gewebe birgt und ebenfalls Schwellung und Schmerzen nach sich ziehen kann [Espinoza et al., 2016]. Im vorliegenden Fall konnte der Eingriff aufgrund des eindeutigen Befunds auf die Entfernung des betroffenen Gewebes beschränkt werden. Epidermoidzysten sind häufige, in der mittleren oder tiefen Dermis gelegene, harmlose, epithelumkleidete bis zu circa fünf Zentimeter große, scharf be- grenzte Hohlräume mit gallertartigem oder festem Inhalt unterschiedlicher Genese (traumatisch, entzündlich, ge- netisch). Klinisch imponiert ein prall elastischer, auf der Unterlage ver- schieblicher Tumor. Dermatoskopisch lässt sich in vielen Fällen ein zentraler Porus nachweisen [Ghigliotti et al., 2014]. Eine Komplikation birgt die Ruptur der Zyste und eine konsekutive akute Abszessbildung. Da sich in primär gutartigen zystischen Tumoren, wenn auch selten, Karzinome entwickeln können [Cameron et al., 2003], sollte die Indikation zur opera- tiven Entfernung großzügig gestellt werden. Jene sichert die histologische Diagnose und stellt in aller Regel die definitive Therapie dar. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Präaurikuläre Schwellungen liegen im Bereich des stomatognathen Systems und fallen somit in den primären Aufmerksamkeitsbereich des Zahnarztes. \ Der Zahnarzt kann seine diagnos- tischen Möglichkeiten (Ausschluss stomatognathes System oder Trauma als Ursache; Bildgebung) einbringen. \ Eine Schwellung im Bereich der Glandula parotis ist – insbesondere bei Persistenz – unbedingt ab- klärungsbedürftig und bedarf einer Überweisung an die Klinik zur weiteren Diagnose und Therapie. \ Die Differenzialdiagnose umfasst insbesondere entzündliche und neoplastische Prozesse der Glandula parotis oder periglandulärer Strukturen, vorrangig der Lymph- knoten. Maligne Parotistumore finden sich in einer Häufigkeit von circa 20 Prozent. \ Zur endgültigen Diagnosesicherung und simultanen Therapie sind immer die vollständige, operative Entfernung und eine histopatho- logische Untersuchung erforderlich. \ Der hier dargestellte Fall einer prä- aurikulär gelegenen Epidermoidzyste ist eher selten. PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat Abb. 5: Präparation der entleerten Zystenkapsel Abb. 6: Resezierte Zystenkapsel ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden.

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