Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2201) Vorgehen wie gehabt* Evaluation der Medikation; Rücksprache mit Hausarzt Weiterbehandlung; Aufklärung Patient über mögliche Blutungen, Verhaltensmaßnahmen und Anbieten Nachsorgemöglichkeit Nein Evaluation der Eingriffslokalisation; Rücksprache mit Hausarzt Andere Lokalisationen bei geklärter Möglichkeit der Wundversorgung Ja Infizierte Wunden/Abszesse, Mundboden, Sinus maxillaris, Retromolarregion Evtl. Überweisung an Spezialisten/ Fachklinik Orale Antikoagulantien Cumarine: nicht absetzen, INR präoperativ (24-48h) <3 (so gering wie therapeutisch möglich). NOAKs: nicht absetzen, längst mögliche Zeit nach letzter Einnahme Kein Bridging mit Heparinen Orale Thrombozytenaggregationshemmer Generell: nicht absetzen. Duale Therapie: nicht absetzen, kein elektiver Eingriff. Im Notfall Spezialist/Fachklinik. Generell: Verwendung von lokalanästhetischen Techniken ohne Gefahr einer Gefäßverletzung, Entfernung Granulations- gewebe, von lokalen hämostyptischen Maßnahmen Abb. 2: Sche m a zu m Vorgehe n bei der beabsichtigte n Beha n dlu n g vo n Patie n te n m it oraler A n tikoagulatio n / Thro m bozyte n aggregatio n she mm u n g Quelle: Peer W. Kämmerer Schema zur Behandlung von Patienten mit oraler Antikoagulation / Thrombozytenaggregationshemmung Trotz allem können unerwartete Blutungsgeschehnisse aufgrund der individuellen physiologischen Situation des Patienten auftreten. Auch bei Patienten mit niedrigem INR-Wert können aufgrund der verlängerten Halbwertszeit des Cumarins Nachblutungen auftreten. In diesen vorher- sehbaren Fällen sollte es zusätzlich eine Strategie zur Blut- koagulation geben. Dazu gehören neben den adaptierenden Nähten Verbandsplatten, Tamponaden, Hämostyptika und gegebenenfalls Vorrichtungen zur bipolaren Blutstillung. Weitergehende Möglichkeiten bieten Mundspülungen mit 5 Prozent Tranexamsäure, Fibrin- oder Cyanoacrylatkleber oder die Einlage von Knochenwachs. Bei weiteren schwerwiegenden, therapierefraktären Nach- blutungen sollte immer an die Möglichkeit einer erworbenen Hemmkörperhämophilie unter vorbestehender Antikoagu- lation gedacht werden. \ Weitergehende Hilfe: U n iv.-Pro f . Dr. Dr. Bilal Al-Nawas Direktor der Kli n ik f ür M u n d-, Kie f er- u n d Gesichtschirurgie, plastische Operatio n e n , Arzt f ür M u n d-, Kie f er- u n d Gesichtschirurgie Augustusplatz 2, 55131 M ai n z al- n awas@u n i- m ai n z.de ZAHN M EDIZIN | 67
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