Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2206) E ine 46-jährige Patientin in gutem Allgemeinzustand wurde uns von ihrem Hauszahnarzt zur weiteren Abklärung einer auffälligen Hautverän- derung an der rechten Stirnseite über- wiesen. Im Rahmen der Anamnese- erhebung berichtete die Patientin, dass sie etwa fünf Wochen zuvor eine Art „Mückenstich“ an der Stirn bemerkt habe. Außer einem leichten Juckreiz seien zunächst aber keine Beschwer- den aufgetreten. Kurz vor ihrem Zahn- arztbesuch habe es dann aus der nunmehr deutlich vergrößerten Haut- veränderung erstmals spontan stärker geblutet. Die Blutung sei schwierig zu stoppen gewesen. Mittlerweile würden die Blutungen auch bei zufälligen Berührungen fast täglich auftreten und sie sehr beunruhigen. Die Patientin gab keine regelmäßige Medikamenteneinnahme an, Allge- meinerkrankungen lagen nicht vor. In der Anamnese war lediglich eine Radio- jodtherapie wegen eines autonomen Schilddrüsenknotens vor vier Monaten erwähnenswert. Bei der klinischen Untersuchung fiel ein 8mm x 5mm x 3mm großer, rötlicher, breitbasig auf- sitzender, mäßig derber Weichgewebs- tumor mit unregelmäßiger, höckriger Oberfläche und kleinen Einblutungen an der rechten Stirnseite unterhalb des Haaransatzes auf (Abbildung 1). Es lag kein Spontanschmerz vor, die letzte Blutung lag etwa 36 Stunden zurück. Unter der Verdachtsdiagnose eines pyogenen Granuloms wurde die Indi- kation zur Exzision des Befunds ge- stellt. Da die Patientin die operative Entfernung ablehnte, wurde die Laser- exzision als Alternativbehandlung angeboten. Die Patientin entschied sich für eine Abtragung des Befunds mit dem supergepulsten CO 2 -Laser (LuxarLX-20SP, LuxarCare LLC, Washington/USA) in Lokalanästhesie (Articain 4 Prozent mit Adrenalin 1.200.000). Die Laserabtragung erfolgte im Continuous-wave-Mode mit einer Leistung zwischen drei und sieben Watt ohne größere Blutungen bis in die obersten Schichten der Dermis (Abbildungen 2 und 3). Zur anfänglichen postoperativen Wundpflege wurde der Patientin eine Pflegesalbe mit Dexpanthenol rezep- tiert. Innerhalb einer Woche kam es zu einer allmählichen Austrocknung der Wunde mit Krustenbildung. Nach der endgültigen Ablösung der Kruste regenerierte sich die Epidermis sehr rasch, so dass zwei Monate nach dem Eingriff nur noch eine minimale Hyperpigmentierung im Operations- bereich feststellbar war (Abbildung 4). Abb. 1: Klinischer Aspekt der Hautveränderung an der rechten Stirnseite Foto: Frank Halling ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. PD DR. MED. DR. MED. DENT. FRANK HALLING Gesundheitszentrum Fulda Praxis für MKG-Chirurgie/ Plastische Operationen Gerloser Weg 23a, 36039 Fulda und Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Marburg Baldingerstr., 35043 Marburg Dr.Halling@t-online.de Foto: privat MKG-CHIRURGIE Pyogenes Granulom der Gesichtshaut Frank Halling, Bernd Katzer Im Rahmen der zahnärztlichen Befunderhebung ist auch die Inspektion der Gesichtshaut obligat. Sowohl im fazialen wie im oralen Bereich können zahlreiche Tumoren auftreten. Bei schnell wachsen- den, spontan blutenden Veränderungen sollte der Patient möglichst rasch einer fachärztlichen Diagnostik und Therapie zugeführt werden. DR. MED. BERND KATZER Gemeinschaftspraxis Pathologie Leipziger Str. 130, 36037 Fulda patho.fulda@t-online.de Foto: privat 72 | ZAHNMEDIZIN
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