Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2213) ZM-SERIE: TÄTER UND VERFOLGTE IM „DRITTEN REICH“ Ernst Hausmann – Zahnarzt in Frankfurt, Jahre auf der Flucht, Exil in Argentinien Thorsten Halling, Matthis Krischel Als Ernst Hausmann (1906–1963) 1932 die zahnärztliche Approbation erlangte und im Januar 1933 zum Dr. med. dent. promoviert wurde, hatte er noch eine wissenschaftliche Karriere im Sinn. Wenige Wochen später befand er sich bereits auf der Flucht, die ihn zunächst über Frankeich nach Spanien, dann nach Palästina und schließlich bis nach Südamerika führte. Hausmann konnte nicht auf finanzielle Rücklagen aus einer langjährigen zahnärztlichen Tätigkeit zurückgreifen, die ihm die Gründung einer neuen Existenz erleichtert hätten. Erst nach 20 Jahren und dem erneuten Studium konnte er wieder als Zahnarzt arbeiten. Hausmann starb verwitwet und kinderlos mit nur 56 Jahren in seinem erzwungenen Exil in Argentinien. E rnst Josef Hausmann wurde am 12. Juli 1906 als Sohn eines Kaufmanns in Mannheim in eine jüdische Familie geboren. 1925 er- warb er das Reifezeugnis und war zu- nächst ebenfalls kaufmännisch tätig. Zum Wintersemester 1928/29 begann Hausmann sein zahnmedizinisches Studium in Heidelberg, wo er im Früh- jahr 1930 das Physikum bestand. 1 Die klinischen Semester absolvierte er – wie für die Zeit üblich – an verschiedenen Studienorten: Hamburg, Leipzig und zuletzt Frankfurt am Main. 2 Dort er- hielt er im Frühjahr 1932 die zahnärzt- liche Approbation. 3 Direkt im Anschluss widmete sich Hausmann seiner tierexperimentellen Doktorarbeit mit dem Titel „Über die Beeinflussung der Antikörperbildung bei Kaninchen durch vegetativ- neurotrope Gifte“. Betreut wurde die Arbeit von Bernhard Fischer-Wasels (1877–1941), Direktor des Senckenber- gischen Pathologischen Instituts zu Frankfurt, der insbesondere wegen sei- ner Arbeiten auf dem Gebiet der petro- chemischen Karzinogenese als ein füh- render Tumorforscher seiner Zeit galt. 4 Auch wenn in einer neueren For- schungsarbeit Fischer-Wasels „autoritär- elitäre und antidemokratische Hal- tung“ schon vor 1933 betont wird, 5 1 Hausmann: Lebenslauf, in: Hausmann, 1933; 2 Laut Anmeldekarte war Hausmann vom 10.04.1931 bis zum 07.04.1933 als Student der Zahnmedizin an der Universität Frankfurt eingeschrieben. Am 10.11.1932 beantragte er eine Beurlaubung für das Wintersemester 1932/33 zur Anfertigung seiner Dissertation, in: Universitätsarchiv Frankfurt (UAF) Abt. 604, Nr. 6514; 3 Hausmann: Lebenslauf, in: Hausmann, 1933; 4 Demeter, 1991; 5 Kreft, 2008, S. 125–156, hier: S. 134; Quelle: HHStAW Abt. 518 Nr. 14000, Bl. 11 Abb. 1: Ausweisdokument, ausgestellt für Ernst Hausmanns Aufenthalt in Spanien GESELLSCHAFT | 79

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