Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2258) DEUTSCHER ZAHNÄRZTETAG 2020 Die Vision der Zukunft heißt „Orale Medizin“ Pandemiebedingt konnte der wissenschaftliche Kongress des Deutschen Zahnärztetages in diesem Jahr nur als Onlineveranstaltung mit einem stark reduzierten Angebot stattfinden. Dennoch setzte die Veranstaltung inhaltliche Akzente: Die Diskussion über den unterschiedlichen Status von Medizin und Zahnmedizin im Hinblick auf die Systemrelevanz hatte gravierende Defizite in der Wahrnehmung der Zahnmedizin im politischen Raum offengelegt. Zahnmedizin und Medizin sind jedoch heute enger als je zuvor miteinander verbunden – das unterstrichen die Veranstalter mit dem diesjährigen Kongressthema „Orale Medizin und Immunkompetenz“. K risen können Entwicklungen nicht nur hemmen, sondern auch beschleunigen. Die politische Diskus- sion um die Systemrelevanz der Zahnmedizin ver- stärkt nun einen Prozess der Neuausrichtung im Selbst- verständnis des Berufsstands, der ohnehin bereits seit Jahren immer stärker sichtbar geworden war: Gestützt durch die in zunehmendem Tempo sich erweiternden wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Zusammenhänge oraler Erkrankungen mit denen des gesamten menschlichen Organismus rücken Zahnmedizin und Medizin immer enger zusammen. Das traditionelle Rollenbild des Zähne reparierenden Dentisten war ohnehin bereits seit einem halben Jahrhundert dem Selbstverständnis einer wissenschaftlich begründeten Zahnheilkunde gewichen, dennoch blieb das Wording „Zahnmedizin“ erhalten. Nun erscheint ein neuer Terminus technicus am Horizont: Die Vision der Zukunft heißt „Orale Medizin“. Das Thema des Online-Kongresses „Orale Medizin und Immunkompetenz“ setzte in dieser Hinsicht ein Zeichen: „Wir sind die Gesunderhalter der Immunbarriere“ stellte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Prof. Dr. Roland Frankenberger, in seinem Referat fest. Damit strich er die Bedeutung der Mundhöhle als primäre Immunbarriere für den menschlichen Organis- mus heraus – eine gesunde Mundhöhle ist eine effektivere Immunbarriere als eine erkrankte. Die Voraussetzung dafür schaffen eine präventiv orientierte Zahnmedizin und die Mundhygiene des Patienten. GRUßWORT VON JENS SPAHN In einem vorab eingespielten Grußwort dankte Bundes- gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zahnärzten „für die hohe Einsatzbereitschaft“ und die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung in der Corona-Pandemie. Zu möglichen finanziellen Hilfen für die Zahnärzteschaft bei einer weiter anhaltenden Pandemie äußerte er sich jedoch nicht. Dennoch versprach er Unterstützung für den Berufs- stand: „Es gibt noch viele weitere Themen, auch über diese Pandemie hinaus, die wir gemeinsam anpacken wollen und werden.“ Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), benannte die Probleme, die die Pandemie im Berufsstand auslöst. „Junge Kolleginnen und Kollegen überlegen sich zweimal, ob sie jetzt in die Niederlassung gehen. Frisch Niedergelassene kämpfen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und teilweise sogar um ihre Existenz. Ältere Kollegen geben ihre Praxen früher als geplant ab.“ Wenn sich diese Trends verstetigen sollten, erwachse ein „echtes Problem in der Fläche“, so Engel. CORONA-KRISE SETZT DEM BERUFSSTAND ZU Die BZÄK hat Engel zufolge alles in ihrer Macht stehende getan, um die negativen Auswirkungen der Pandemie zu begrenzen. „Wir haben für eine Klarstellung gesorgt, dass Kurzarbeitergeld grundsätzlich auch Zahnarztpraxen zu- steht. Und wir haben eine abrechenbare Hygienepauschale ausgehandelt, die schon mehrmals verlängert wurde.“ Diese Foto: zm_br Der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer, Moderatorin Harriet Heise, BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel und DGZMK-Präsident Prof. Roland Frankenberger bei der Videoschalte (v.l.o.n.r.u.) 16 | ZAHNMEDIZIN

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