Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2262) KLEINE ANFRAGE ZUR KINDERZAHNGESUNDHEIT Regierung behandelt MIH stiefmütterlich Die FDP befragte die Bundesregierung zur Zahngesundheit deutscher Kinder. Ergebnis: Vieles läuft gut, aber der Zustand der Zähne hängt von der sozialen Herkunft ab. FDP-MdB Dr. Wieland Schinnenburg bemängelt die fehlenden Forschungsprojekte der Bundesregierung zu MIH. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) kritisiert ebenfalls die Einschätzung der Bundesregierung und fordert mehr Forschung für „die neue Volkskrankheit“. S chinnenburg, der selbst Zahnarzt ist, fragte, welche Maßnahmen die Bundesregierung ergreife, um die Zahngesundheit von Kindern zu verbessern und welche finanziellen Mitteln sie dafür zur Verfügung stelle. Ein weiterer Schwerpunkt der Kleinen Anfrage (Drs. 19/23287) war das Thema Präventionsprogramme für Kinder und in welchem Umfang diese von der Bundesregierung gefördert werden. Schinnenburg wollte ebenfalls wissen, welche Maßnahmen die Bundesregie- rung für erforderlich hält, damit alle Kinder regelmäßig Zahnarztkontakt haben und Schäden damit früher erkannt werden könnten. Auch die Pläne in Sachen Kinderzahngesund- heit, eventuelle weitere gesetzliche Maßnahmen zu deren Verbesserung und Zahlen zur Ausbreitung der Molaren- lnzisiven-Hypermineralisation (MIH) in Deutschland waren Inhalt der Kleinen Anfrage. BUNDESREGIERUNG LOBT DIE GRUPPENPROPHYLAXE Die Frage nach der Kinderzahngesund- heit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern war am einfachsten beantwortet: „Nach der DMS V (Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie) nimmt Deutschland im Vergleich mit 32 anderen europäischen Ländern so- wie Australien und den USA bezüglich der Karieserfahrung den Spitzenplatz ein“, erläuterte Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Für Maßnahmen, die die Zahngesund- heit von Kindern verbessern sollen, wurden 2019 rund 26 Millionen Euro GKV-Gelder für die Früherkennung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankhei- ten bereitgestellt. Die Leistungen der Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen lagen den Angaben zu- folge bei rund 492 Millionen Euro, die Kosten für die Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen bei rund 51 Millionen Euro. Ein Blick in die Zukunft aus Sicht der Bundesregierung: „In den kommenden Jahren werden wir ein besonderes Augenmerk darauf legen, ob es gelingt, durch die Ausweitung der zahnärzt- lichen Früherkennungsuntersuchungen auf Kinder vor dem 30. Lebensmonat und die verstärkte Durchführung der Gruppenprophylaxe auch bei unter dreijährigen Kindern die Verbreitung frühkindlicher Karies zu reduzieren“, antwortete das BMG. Die Gruppen- prophylaxe für die älteren Kinder sei „das reichweitenstärkste Präventions- angebot für Kinder und von besonderer Bedeutung“. Im Schuljahr 2017/2018 erreichte es demzufolge 77,2 Prozent aller Kinder in Kindergärten, 77,3 Pro- zent aller Kinder in Grundschulen und 75,8 Prozent aller Kinder in Förder- schulen. Aus Sicht der Bundesregierung hat sich die Zahngesundheit deutscher Kinder in den vergangenen Jahrzehn- ten „deutlich verbessert“. Eine Unter- suchung der Deutschen Arbeits- gemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) aus dem Schuljahr 2015/16 unter 300.000 Kindern bescheinigt 79 Prozent der Sechstklässler kariesfreie bleibende Gebisse. Demnach gibt es allerdings „deutliche Unterschiede hin- sichtlich der Verbreitung von Karies Foto: Katrin Bekes Aus der Antwort des BMG: „Die Bundesregierung fördert derzeit keine Forschungsprojekte zur MIH.“ 20 | POLITIK

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