Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

und der Karieserfahrung zwischen Kin- dern aus den unterschiedlichen Sozial- schichten“. SCHINNENBURG KRITISIERT FEHLENDE MIH-FORSCHUNG Erfreulich ist für Schinnenburg, dass sich die Zahngesundheit bei Kindern positiv entwickle. Gegenüber den zm sagte er: „Sorge bereitet mir aber, dass durch die Gruppenprophylaxe in Schulen und Kindergärten rund ein Viertel der Kinder nicht erreicht wird. Wir brauchen verstärkte Anstrengun- gen, damit möglichst regelmäßig alle Kinder durch eine Gruppenprophylaxe erreicht werden, auch die, deren Eltern nicht mit ihnen zum Zahnarzt gehen.“ Die FDP hatte auch angefragt, welche Forschungsprojekte die Bundesregie- rung zu MIH fördert. Im Rahmen der DMS V wurde MIH erstmals erfasst. Dabei kam heraus, dass sich bei 28,7 Prozent der zwölfjährigen Kinder wenigstens ein Zahn mit MIH-Befund fand. Bei 5,4 Prozent der untersuchten Kinder wurden ausgeprägte behand- lungsbedürftige MIH-Formen mit De- fekten des Zahnschmelzes festgestellt. Antwort des BMG: „Die Bundesregie- rung fördert derzeit keine Forschungs- projekte zur MIH.“ „Das ist völlig unverständlich“, kom- mentiert Schinnenburg diese Antwort. „Wenn ein Viertel der zwölfjährigen Kinder die Krankheit aufweist, davon sogar mehr als fünf Prozent so schwer, dass sie behandelt werden müssen, ist das zuviel, gerade wenn man weiß, dass die Krankheit mit starken Kau- schmerzen und damit erheblichen Ein- schränkungen der Lebensqualität ver- bunden sein kann. Hier muss dringend mehr in die Forschung investiert werden!“ silv STATEMENT DER DGKIZ „KREIDEZÄHNE SIND DIE NEUE VOLKSKRANKHEIT“ Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ), Prof. Katrin Bekes: „Die MIH ist ein hochaktuelles Thema, das die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit betrifft und vor große klinische Herausforderungen stellt. Sie muss aufgrund ihrer hohen Prävalenz tatsächlich als neue Volkskrankheit bezeichnet werden. Es gibt nach wie vor einen dringenden Bedarf zur Forschung in der Ätiologie der Erkrankung, denn ohne die Ursachen des Krankheitsbildes zu kennen, ist es nicht möglich, Empfehlungen zu einer ziel- gerechten Prophylaxe auszusprechen. Ebenso besteht ein Desiderat, an Möglich- keiten der ‚Nachreifung‘ oder ‚Heilung‘ des qualitativ minderwertig gebildeten Schmelzes in Form von Remineralisation zu forschen sowie klinische Behandlungs- konzepte zu evaluieren. Für all diese notwendigen Forschungsansätze würden wir uns die Beachtung und die Unterstützung der Politik wünschen. Es gibt erheblichen Forschungsbedarf; viele Studien sind selbstfinanziert, erforderlich sind mehr Fördermittel. Denn die aktuellen Zahlen der zwölfjährigen Kinder, bei denen laut DMS V mindestens ein Zahn mit MIH-Befund vorliegt, sind sehr beunruhigend. Nicht nur in Deutschland verzeichnen wir beachtenswerte Prävalenzzahlen, sondern in vielen anderen Ländern ebenso. In Dänemark zeigen Studien sogar eine noch höhere Prozentzahl als in Deutschland an. Weltweit wird die Prävalenz auf 13 bis 14 Prozent geschätzt. Es zeigt, dass wir die MIH nicht vernachlässigen dürfen. Sie ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Deshalb ist es dringend geboten und unabdingbar, dass die jeweiligen politischen Entscheidungsträger finanzielle Unterstützung und Förderung gewähren.“ Foto: MedUni Wien_Matern zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2263) © 04/2020 · 10006710v.001 Performer. diamant-ist-komet.de 64% unserer Diamant-Kunden setzen auf diese Spezialkräfte: Komet S-Diamanten. Jetzt kennenlernen! POLITIK | 21

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