Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2266) AUS DER WISSENSCHAFT Fluoreszenzmessung von Plaque in der Kieferorthopädie Kerstin Albrecht Eine Gießener Arbeitsgruppe untersuchte jüngst die Quantifizierbarkeit von Plaque bei Patienten mit Multibracket-Apparatur mithilfe der quantitativen lichtinduzierten Fluoreszenz (Quantitative light-induced fluorescence = QLF). Die Wissenschaftler testeten die Plaque-Mengenbestimmung auf QLF-D-Fotos (D=digital) gegenüber der Auswertung herkömmlicher digitaler Fotografien von zuvor angefärbter Plaque. P laquemessungen sind nicht nur für die Patientenmotivation zu verstärkter Mundhygiene wichtig, sondern auch für viele Fragestellungen aus dem Bereich der Forschung. Die bisherigen Methoden der Index-Erhebung am Patientenstuhl oder via Fotos sind trotz Software- unterstützung zeitintensiv – insbe- sondere deshalb, weil nach dem Plaqueanfärben eine Professionelle Zahnreinigung erfolgen muss. Bislang ist diese Vorgehensweise jedoch der Goldstandard. Die quantitative Plaquebestimmung mittels licht- induzierter Fluoreszenzmessung ohne vorheriges Anfärben ist daher ein interessanter, möglicherweise zeit- sparenderer Ansatz. Schon eine frühere Studie deutete darauf hin, dass Plaque mittels QLF quantifiziert werden kann [Van der Veen, 2006]. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Ergebnisse mit der Erhebung von Indizes mit angefärbter Plaque durchaus vergleichbar sind [Han et al., 2015; Lee et al., 2018; Pretty et al., 2004]. Die meisten In-vivo-Studien zu dieser Fragestellung hatten aller- dings keine kieferorthopädischen Pa- tienten mit festsitzenden Apparaturen untersucht. Ob die QLF-D-Methode auch für dieses Patientengut zu validierbaren Ergebnissen führt, haben die Gießener Wissenschaftler nun überprüft. BILDANALYSE-SOFTWARE SOLL AUFWAND REDUZIEREN Planimetrische Verfahren detektieren die angefärbte Plaque nicht direkt am Patientenstuhl, sondern anhand von Fotos, die mithilfe einer Bildanalyse- software ausgewertet werden. Nach dem Anfärben wird die Plaquemenge, die die Zahnoberfläche bedeckt, als Prozentsatz der gesamten Zahnober- fläche berechnet [Carter et al., 2004; Sagel et al., 2000]. Die Methode der quantitativen licht- induzierten Fluoreszenz wurde ur- sprünglich als Instrument zur Diagnose und Überwachung von anfänglichen kariösen Läsionen entwickelt [Van der Veen et al., 2000; Tranaeus et al., 2002; Kühnisch und Heinrich-Weltzien, 2014]. Dabei beobachtete Heinrich- Weltzien [2003], dass die Plaque auf der Zahnoberfläche nach Bestrahlung mit kurzwelligem Licht rot zu fluo- reszieren begann. Zunächst nur als Nebeneffekt wahrgenommen, wird dieser Effekt jedoch inzwischen auch experimentell für quantitative Messun- gen genutzt. Im Rahmen ihrer Studie konvertierten die Gießener Wissenschaftler die Rohdatenbilder in Graustufen, um eine Helligkeitsschwelle für die QLF-D Fotos: T. Glanz, Scientific Reports (2020) 10:4478 Abb. 1: Einmal zu viel und einmal zu wenig Plaque gemessen? Herkömmliches Digitalfoto mit angefärbter Plaque und QLF-D-Aufnahme zur planimetrischen Quantifizierung von Plaque bei Patienten mit Multibracket-Apparatur DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat 24 | ZAHNMEDIZIN
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