Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2248) Das fast hinter uns liegende Jahr 2020 hat uns alle wegen der Corona- Krise vor ganz besondere Heraus- forderungen gestellt: Nicht zuletzt schlug die zweite Welle der Pandemie im November noch einmal mit Wucht zu. Gleichzeitig hellten die Nachrichten darüber, dass in Kürze zwei Impfstoffe zur Verfügung stehen sollen, die Stimmung im Land merklich auf. Das Licht am Ende des Tunnels ist bereits sichtbar. Wir von der Bundeszahnärztekam- mer bilanzieren: Der zahnärztliche Berufsstand hat in dieser Krise sein Engagement unter Beweis gestellt und kann darauf sehr stolz sein. Seit Ausbruch der Pandemie hat es keine nennenswerten Infektionszahlen im Umfeld zahnärztlicher Praxen und Kliniken gegeben, weil die Zahnarzt- praxen schon immer höchste Hygienestandards eingehalten haben. Zahnärzte waren in der gesamten Krise immer für ihre Patienten da, haben ihre Systemrelevanz und -kompetenz unter Beweis gestellt, indem sie die flächendeckende Sicherstellung der Versorgung garan- tiert haben. Und das, obwohl etliche von Ihnen noch immer mit den wirtschaftlichen Folgen des ersten Lockdowns zu kämpfen haben und die Herausforderungen des zweiten Lockdowns überstehen müssen. Dies teilen wir im Übrigen auch durch unsere Kommunikationsoffensive #GesundAbMund breitflächig Politik, Medien und der Öffentlichkeit mit. Sie sollen wissen, dass Zahnmediziner jederzeit verlässlich, engagiert und sehr professionell arbeiten, dass sie jede Menge Arbeitsplätze schaffen. Und dass sie eben nicht privilegiert werden und wurden. Und: Zahnärzte stehen – sollte es politisch denn so gewollt sein – auch für weitere neue Handlungsfelder zur Verfügung, etwa für Testungen oder Impfungen. Zwar hat uns die Krise noch fest im Griff, doch bereits jetzt lassen sich wichtige Lehren für die Versorgung ziehen. Wie ein Brennglas hat die Pandemie nämlich gezeigt, worauf es im Gesundheitswesen wirklich an- kommt: Auf ein gut funktionierendes System und auf die medizinische Kompetenz von Ärzten und Zahn- ärzten. Und ja, dazu zählt auch die medizinische Kompetenz von uns Zahnärzten. Um unsere Systemkompetenz und Rolle als Heilberufler im Dienste der Allgemeinheit weiterhin verantwor- tungsvoll wahrnehmen zu können, bedarf es konkreter Perspektiven für die Zukunft. Dazu sind entsprechende Rahmenbedingungen erforderlich, die die BZÄK fest im Blick hat und kontinuierlich in ihrem Dialog mit der Politik einfordert – aktuell im Kontext von Corona, aber auch weit darüber hinaus. Da ist zunächst die junge Zahnärzte- generation, die in unser aller Sinn eine gesicherte berufliche Perspektive braucht. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen, um den drohenden Rückgang aktiver Kolleginnen und Kollegen im ländlichen Raum aufzu- fangen, der durch die Pandemie noch nach vorne verlagert wurde. Dazu gehören Anreize zur Nieder- lassung und Praxisgründung für junge Kollegen. Dazu gehören aber endlich auch die Anhebung des GOZ- Punktwerts oder die Entlastungen der Praxen von zuviel Bürokratie, um mehr Ressourcen für die Patienten- behandlung zu erhalten. Um konkrete Pandemiefolgen für die Zahnärzteschaft weiter abzufedern, müssen ganz praktische Aspekte berücksichtigt werden. So gilt es, Härtefallregelungen für besonders betroffene Praxen auszuhandeln. Wichtig ist es auch, künftig Eng- pässe bei persönlicher Schutz- ausrüstung zu vermeiden. Und bei der Verfügbarkeit wichtiger Arznei- mittel – wie Schmerzmittel, Lokal- anästhetika und Antibiotika – muss der Staat auch die Zahnmedizin mit berücksichtigen. Die Pandemie hat außerdem gezeigt, dass in Krisenzeiten ein Blick hin zu den europäischen Gesundheits- systemen erforderlich ist. Denn Corona macht ja nicht an den Grenzen halt. Aus unserer Sicht muss im Zuge der Krise ein neuer Bewertungsansatz der Systeme greifen – weg von der Steuerung durch die Ökonomie und hin zu Versorgungsaspekten aus dem Blick- winkel der Patienten. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in diesen besonderen Zeiten gilt es, unsere Positionen für Sie alle und für den Berufsstand zukunftsfest aufzustellen. Das wird auf unserer – coronabedingt – online statt- findenden Bundesversammlung am 19. Dezember 2020 geschehen. Und wird im kommenden Jahr der Bundestagswahl die Marschrichtung für den neuen Geschäftsführenden Vorstand bestimmen, der in einer Sonder-Bundesversammlung als Präsenzveranstaltung gewählt wird, sobald die Pandemie es zulässt. Die BZÄK ist für Sie da und setzt sich für Sie ein. Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident Wir sind für Sie da! Foto: Axentis.de 06 | LEITARTIKEL

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