Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2307) blematik der Kultivierung anaerober Bakterien in den unterschiedlichen Zonen der Wurzelkanäle hingewiesen [Zehnder und Belibasakis, 2015]. Erst mit der Anwendung der kulturunab- hängigen 16S-rDNA-PCR-basierten Techniken zum Nachweis nichtkulti- vierbarer Wurzelkanal-Bakterien – wie der Einsatz speziesspezifischer Primer, Klonierung und Sequenzierung der 16S rDNA-Gene, Denaturierungs-Gra- dienten-Gel-Elektrophorese (denaturing gradient gel electrophoresis, DGGE), terminaler Restriktionsfragment-Län- gen-Polymorphismus (terminal restric- tion fragment length polymorphism, T-RFLP) – konnte gezeigt werden, dass die Diversität der endodontischen Mikroflora wesentlich größer ist, als es durch die klassische Kulturtechnik bekannt war [Siqueira und Rôças, 2005; Siqueira et al., 2004; Saito et al., 2006, 2010; Anderson et al., 2013]. Mittels der 16S-rDNA-PCR und der Klonierungstechnik haben Paster et al. bereits 2001 nachgewiesen, dass bis zu 50 Prozent der oralen Bakterien mittels Kulturtechnik nicht nachweis- bar sind. Diese Erkenntnisse führen zu einem Paradigmenwechsel in der Beschreibung der Ätiologie und möglicherweise zukünftig auch in der Therapie von re- fraktären periapikalen Entzündungen. Wurde in den vergangenen Jahren viel- fach die Persistenz von Enterococcus faecalis als isolierter Keim für die Miss- erfolge von endodontischen Behand- lungen verantwortlich gemacht, so konnte mithilfe von kulturunabhän- gigen Techniken (insbesondere der Klonierungstechnik) gezeigt werden, dass die Rolle von Enterococcus faeca- lis für endodontische Infektionen möglicherweise überschätzt wurde [Sakamoto et al., 2008; Anderson et al., 2013]. Die Klonierungstechnik hat den Nach- weis von mehr Arten ermöglicht, die mittels Kulturtechnik nicht isolierbar waren und trug damit zu einer mar- kanten Erweiterung des Verständnisses endodontischer Infektionen bei [Saito et al., 2006; Sakamoto et al., 2008; Anderson et al., 2013]. Die Klonierungs- technik hat jedoch auch Methoden- immanente Limitationen, da sie hoch- frequente Mikroorganismen bevorzugt nachweist [Özok et al., 2012]. Neben den Einschränkungen, die durch die mikrobiologischen Analyse- methoden verursacht werden, spielt die Probenentnahme insbesondere für endodontische Infektionen eine kritische Rolle. Der komplizierte Auf- bau der Wurzelkanäle macht es un- möglich, die tatsächlich vorhandene Infektionsflora aus allen Nischen (Sei- tenkanäle, Pulpaperiodontalkanäle, apikales Delta) zu entnehmen [Nair et al., 2005; Sathorn et al., 2007]. PROF. DR. ALI AL-AHMAD \ 1985–1986: Besuch des Studien- kollegs an der Universität Heidelberg \ 1986–1993: Biologiestudium an der Fakultät für Biologie der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg mit dem Abschluss „Diplom“ \ 1994–1999: Wissenschaftlicher Angestellter des Instituts für Umwelt- medizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg \ 1997–1999: Stellvertretender Ressortleiter der Abteilung Umwelt- forschung am Institut für Umwelt- medizin und Krankenhaushygiene in Freiburg \ 1998: Abschluss der Dissertation am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene \ 1998–1999: Postdoc am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaus- hygiene \ 2000–2004: Wissenschaftlicher Mitarbeiter und S2-Laborleiter der GeneScan Europe AG \ seit 2004: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie \ seit 2006: Laborleiter und Leiter des Bereichs „Orale Mikrobiologie“ an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie \ 2011: Habilitation in der experimen- tellen Zahnmedizin an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Paro- dontologie des Universitätsklinikums Freiburg (Mentor: Prof. Dr. Elmar Hellwig) \ 2014: Verleihung des Titels Apl-Professor Foto: privat Foto: Prof. Dr. Markus Altenburger Abb. 1: Röntgenbild eines Unterkiefermolaren, bei dem es nach einer lege artis durchgeführten Wurzelkanalbehandlung durch Bakterien im Wurzelkanal zu einer sekundären Inflammation im periapikalen Bereich kam. ZAHNMEDIZIN | 65

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