Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
sen, die mithilfe früherer Methoden noch nicht in sekundären endodon- tischen Infektionen detektiert wurden. Auch Santos et al. konnten mittels der Mikrobiom-Analyse durch NGS unter- schiedliche Mikrobiota-Diversitäten für akute (symptomatische) und chro- nische (asymptomatische) Infektionen nachweisen [Santos et al., 2011]. Gleichzeitig muss betont werden, dass alle bisherigen Mikrobiom-Analysen eine unspezifische, hoch diverse Mikrobiota mit unterschiedlichen Abundanzen der nachgewiesenen Taxa in den primären beziehungsweise se- kundären Infektionen ergeben haben [Manoil et al., 2020]. Interessanterweise gibt es zu den Unterschieden zwischen primären und sekundären endodontischen In- fektionen auch bei der Anwendung der Mikrobiom-Analyse durch NGS konträre Ergebnisse. Tzanetakis et al. berichteten von signifikanten Unter- schieden der mikrobiellen Zusammen- setzung zwischen primären und persis- tierenden endodontischen Infektionen [Tzanetakis et al., 2015]. Dagegen haben Keskin et al. und Hong et al. berichtet, dass die Mikrobiome beider Infektionstypen nicht signifikant unterschiedlich sind [Keskin et al., 2017; Hong et al., 2013]. APIKALE UND KORONALE REGION: DIE UNTERSCHIEDE Ein interessanter Befund, der nur durch die Mikrobiom-Analyse mittels NGS evident gezeigt werden konnte, ist der Unterschied der mikrobiellen Diversität zwischen der apikalen und der koronalen Region primärinfizierter Wurzelkanäle [Özok et al., 2012]. Die Autoren konnten durch eine Kryo- technik die infizierten Wurzelkanäle in unterschiedliche Segmente teilen, um die Mikrobiome dieser Segmente ge- trennt mittels NGS zu untersuchen. Dadurch konnte gezeigt werden, dass die apikale Region diversere Mikro- biota enthält als die koronale Region. Das heißt, genau in dem klinisch schwer zu behandelnden Bereich befindet sich möglicherweise ein komplexes, mit den heutigen Auf- bereitungs- und Spülsystemen schwer zu beeinflussendes Mikrobiom, das für die endodontischen Misserfolge mit verantwortlich ist. NGS-Analysen bestätigen die Rolle bestimmter bekannter anaerober Firmicutes-Vertreter wie Pseudora- mibacter alactolyticus, Dialisterpneu- mosintes oder Parvimonas micra in primären endodontischen Infektionen, aber lieferten gleichzeitig detailliertere Ergebnisse für die Rolle von Vertretern des Phylums Synergistetes wie den Gattungen Pyramidobacter und Freti- bacterium in sekundären endodon- tischen Infektionen [Gomes et al., 2015; Özok et al., 2012; Bouillaguet et al., 2018; Manoil et al., 2020; Siqueira et al., 2016; Zandi et al., 2018]. Auch die häufig diskutierte Spezies Entero- coccus faecalis erwies sich durch die NGS-Analyse eher als ein opportunis- tischer Infektionskeim, der durch die Behandlung primärer Infektionen in die Wurzelkanäle gelangt und Bestand- teil sekundärer endodontischer Infek- tionen wird, ohne zu den Mikrobiota primärer Infektionen zu gehören, wie detailliert durch die Literaturanalyse bisheriger NGS-Studien von Manoil et al. gezeigt werden konnte [Manoil et al., 2020]. PROBLEME BEI DER ANWENDUNG Aber auch die neuen Analyseverfahren zur Mikrobiom-Analyse bei endodon- tischen Infektionen sind nicht immer fehlerfrei. Shin et al. haben die unter- schiedlichen Techniken der NGS in ihrem Review miteinander verglichen und wiesen auf etliche Problematiken der Analysen hin [Shin et al., 2018]. So betonten die Autoren, dass in den bisherigen NGS-Studien zur Aufklä- rung endodontischer Infektionen unterschiedliche variable Regionen des 16S rRNA-Gens (insgesamt V1–V2, V3–V4), unterschiedliche Proben- entnahmetechniken, kleine und auch unterschiedliche Probenzahlen (Patien- tenzahlen) aus sehr unterschiedlichen Populationen sowie unterschiedliche Strategien zur Sequenzanalyse und der Definition der OTUs verwendet wur- den. Dies sind alles Faktoren, die zu konträren Ergebnissen geführt haben könnten. Insbesondere die Probenentnahme kann eine große Rolle spielen. Die Verwen- dung von Paper Points würde wesent- lich weniger Probenmaterial erfassen zm 110, Nr. 23-24, 1.12.2020, (2309) www.promatrixdental.de • 06221 43 45 442 EINWEGMATRIZEN-SYSTEM Die Kunst der Präzision 4,5mm Narrow band 6mm Wide band 4,5mm Curved Narrow band 6mm Curved Wide band Pro-Matrix Einwegmatrizen eignen sich zur Anwendung bei Amalgam- und Kompositrestaurationen. Diese Einwegmatrizen sind schnell und einfach anzuwenden und verhindern Kreuzkontamination. Keine Montage oder Sterilisation nötig. Neu! Curved Reduziert Kreuz- kontamination Spart Zeit Einfach anzuwenden Fordern Sie jetzt Ihr Muster an ZAHNMEDIZIN | 67
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