Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2
zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (22) GRÜNDEN IN CORONAZEITEN – TEIL I Eine Praxis ohne Behandlungsstühle? Laura Buenger, Thomas Meißner 2020 sollte unser Jahr werden: Wir wollten eine eigene Praxis gründen. Schon eine „normale“ Praxisgründung kostet Schweiß und Tränen, ist begleitet von Planänderungen und zahlreichen Widrigkeiten. Doch mit Corona potenzierten sich die Probleme – vor allem während des Lockdowns: Die Materialien stecken im Grenzstau fest, der Hersteller für Dentalgeräte hat Betriebsruhe, die Teamfindung geht nur über Skype. Und die Eröffnung rückt in immer weitere Ferne. M eine Frau Laura Buenger und ich haben uns in einer Zahn- arztpraxis in Leipzig kennen- gelernt, am ersten Tag meiner Assistenzzeit. Vor lauter Aufregung be- grüßte ich sie damals gleich zweimal. Heute erinnern wir uns lächelnd zurück: Doppelt hält halt besser. Vier Jahre und zwei Kinder später haben wir beschlossen, unserer gemeinsamen Vision einer modernen Zahnmedizin in Potsdam ein Zuhause zu geben. Dass es Potsdam werden sollte, war schnell klar – als ehemalige Fläming- königin zog es Laura zurück zu ihren Wurzeln nach Brandenburg. Mangels geeigneter Praxen zur Über- nahme stand rasch fest, dass sich unser Vorhaben nur mit einer Neugründung realisieren lässt. Und wir wurden fündig: Ein Traum von Altbau mitten in der Potsdamer Innenstadt mit verschwenderisch viel Platz für unsere Ideen. Von der Zahntechnik im Dach- geschoss bis zu Tagungsräumen im Souterrain wäre alles möglich gewesen. Doch die Kommunikation mit dem Makler zog und zog sich – bis klar wurde, was für ein Zuschlag von uns erwartet wurde: Wir sollten fast vollständig das Haus auf unsere Kosten sanieren. ALSO DOCH EIN NEUBAU Nach dieser Erkenntnis ergab sich mehr zufällig eine neue Gelegenheit auf 350 m² in einem kompletten Neu- bau eines Ärztehauses nahe Potsdams Innenstadt. Die Fläche im Erdgeschoss war schnell besichtigt und für ungeeig- net befunden, da boten die Eigentümer plötzlich eine Fläche im Objekt an, die noch nicht vergeben war. Und dann passierte genau das, was man als Liebe auf den ersten Blick bezeichnen kann: Es waren keine Worte notwendig, so- fort stand fest: keine Altbauvilla, genau hier wird unser gemeinsame Praxis entstehen und das dank Rohbau exakt nach unseren Vorstellungen und Anforderungen! Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Die akribische Vorbereitung zahlte sich zum ersten Mal aus, unser Konzept konnte schnell auf die Fläche über- tragen, der Businessplan adaptiert und die Finanzierung sichergestellt werden. Innerhalb von nur vier Wochen. Mit Unterzeichnung des Mietvertrags begann im Januar der Ausbau: Auf 350 m² sollten vier Behandlungs- und drei Prophylaxezimmer, ein Zahn- techniklabor, ein großzügiger Empfangs- bereich und genügend Platz für ein entspanntes und organisiertes Arbeiten entstehen. DAS HÄLT DIE DECKE NICHT AUS! Da war das gesamte Projekt plötzlich gefährdet: Kein Architekt hatte vorher mit Zahnarztstühlen geplant – mit der definitiven Einrichtung inklusive aller Schränke und Einheiten musste die Rohdecke auf Belastungsfähigkeit geprüft werden. Tatsächlich war die errechnete Reserve nicht üppig, doch mit einigen kleinen Änderungen in der späteren Einrichtung konnte die Tragfähigkeit gewährleistet werden. Kurze Zeit später kamen die Bauarbei- ten erneut ins Stocken: Es gab keine Lösung für den Aufbau des Fußbodens. Zur Verfügung stand eine Bauhöhe von 11 cm, in der sämtliche Versorgungs- medien inklusive der Absaugrohre der Einheiten, die Dämmung, die Fuß- bodenheizung, der Estrich und der Fußbodenbelag untergebracht werden mussten. Gemeinsam konnte schließ- lich ein Fußbodensystem ausfindig ge- macht werden, das mit sehr geringen Höhen auskommt. Obendrein bestand nun die Notwendigkeit für ein ange- passtes Fundament der Behandlungs- einheiten. Die selbst entworfene Lösung ist für jedes Zimmer eine Spezial- anfertigung und wurde mittlerweile zum Patent angemeldet. Alles in allem nahmen allein diese Planungen zwei Monate in Anspruch, bis es – endlich – an die Umsetzung ging. Und dann kam Corona: Ganz knapp kam Ende März der LKW mit einer Die Gründer Laura Buenger und Thomas Meißner sind beruflich wie geschäftlich ein Paar. 24 | PRAXIS
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