Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2

zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (23) BEWERBUNGSGESPRÄCHE PER SKYPE BESSER ALS EIN SPAZIERGANG IM PARK SANSSOUCI Bei Bewerbungsgesprächen ist das Video-Interview noch ein relativ neues, häufig ungeliebtes Gesprächsmedium. Im Lock- down hat sich das (notgedrungen) geändert. Aber funktioniert das auch? Sind Plattformen wie Skype eine echte Alternative? Laura Buenger und Thomas Meißner würden es wieder tun. Wie hat sich das angefühlt, so seine potenziellen Mitarbeiter kennenzulernen? THOMAS MEIßNER: Wahrscheinlich war die Bewerbungs- situation für beide Seiten gleich ungewohnt. Für uns, weil wir noch nie in der Position waren Bewerbungsgespräche zu führen, und für die andere Seite, weil man solche Treffen einfach anders kennt. Wir haben die Gespräche im ersten Lockdown geführt und uns natürlich Gedanken über alternative Kennlern-Möglich- keiten gemacht. Die Überlegung eines Spaziergangs durch den Park Sanssouci mit Coffee to go oder eines Treffens im Hotel verwarfen wir schnell und freundeten uns mit einem Gespräch via Skype, Zoom oder anderen Portalen an. Beim ersten Gespräch waren wir sehr aufgeregt und haben uns Notizen aus dem Lebenslauf und zu potenziellen Fragen gemacht. Im Gegensatz zu einem Telefonat konnten wir den Bewerberinnen so zumindest in die Augen schauen. Mimik und Gestik sind zwei wichtige Attribute, die wir wahrnehmen wollten. Wie liefen die Interviews ab? LAURA BUENGER : Die Interviews dauerten 15 bis 20 Minuten. Wir empfanden es als höflich, erstmal uns und unser Konzept der Praxis vorzustellen. Der Mitarbeiter muss für sich ja auch herausfinden, ob wir zu ihm passen, wie umgekehrt auch. Dadurch war das Eis gebrochen und die Gespräche verliefen alle ganz locker. Dann haben wir dem Bewerber Raum gegeben, sich vorzustellen. Haben nach den beruflichen Wünschen für die Zukunft und natürlich nach den harten Fakten wie Gehalt und gewünschte Arbeitszeit gefragt. Vorbereitet haben wir uns, indem wir uns die berufliche Qualifikation angeschaut haben. Noten und Zeugnisse spielen bei uns eine untergeordnete Rolle. Wir sind beide Herz-Menschen und hören auf unser Bauch- gefühl. Vieles ergibt sich einfach im Gespräch. Was sind die Vor- und Nachteile? LAURA BUENGER: Als Eltern zweier kleiner Kinder kennen wir das Problem des Zeitmanagements und empfanden es als große Erleichterung, die Gespräche flexibel, ohne große Vorbereitung und mit minimalem Aufwand gemeinsam während des Mittags- schlafs der Kinder führen zu können. Auch aufseiten der Bewer- berinnen hatten wir Mütter, die dadurch entspannter ins Gespräch gehen konnten. Durch das virtuelle Gespräch blieb jeder zu Hause, aber trotzdem konnten wir auf die Suche nach Mitarbeitern gehen, sie kennenlernen und vielleicht auch schon so davon überzeugen, mit uns auf diese Reise zu gehen. Nach den gemachten Erfahrungen: Können Sie sich vorstellen, auch in Zukunft darauf zurückzugreifen? LAURA BUENGER: Sehr gut sogar. Es ist eine sehr effektive Methode. Und für uns war es neben all den anderen Aufgaben auf der Baustelle, unseren beiden Kindern und meinen drei Pferden, die auch versorgt werden müssen, eine echte Erleichterung. Es ist wirklich eine tolle Möglichkeit für ein erstes Kennenlernen, für ein Abklopfen der persönlichen Ziele und der harten Fakten. Bei gegenseitigem Interesse folgte nach dem Lockdown immer noch ein persönlicher Termin. Jetzt steht unsere Praxis und wir können wenigstens den zukünftigen Arbeitsplatz zeigen. Damals bestand dieser aus Trockenbauwänden, Unmengen an Kabeln und Rohren – weit und breit deutete nichts auf eine Zahnarzt- praxis hin. THOMAS MEIßNER: Auch die Betreuung von Patienten per Videosprechstunde ist für uns nach den gemachten Erfahrungen in den Fokus gerückt. Gerade für einen ersten Eindruck bei überregionalen Ästhetikpatienten sehen wir für alle Seiten eigentlich nur Vorteile. Fazit: Ist es schwierig unter Lockdown-Bedingungen sein Team zusammenzustellen? LAURA BUENGER: Das Schwierige dabei war sicher die Hinter- grundsituation, die Ungewissheit auf beiden Seiten. Welche Auswirkungen hat der Lockdown auf unsere Branche, mit welchen Einsparungen muss man rechnen? Kurzarbeit? Wie geht es nach dem Lockdown weiter? Systemrelevant hin oder her – was passiert, wenn die Patienten wegbleiben beziehungsweise gar nicht erst kommen? Nur ein sicherer Arbeitsplatz gibt uns und den Mitarbeitern ein gutes Gefühl. Zu unserer großen Freude und Überraschung erhielten wir einige Bewerbungen. Ziemlich schnell bildete sich in unserer Vorstellung ein Team heraus, das jetzt auch genau so existiert. Darüber freuen wir uns sehr, sind stolz auf unsere Mitarbeiter, dass sie mit uns auf diese Reise gegangen sind, und fühlen uns in unserem Bauchgefühl bestätigt. Das Gespräch führte Laura Langer. Der Fußboden inklusive Heizung war eine der größten Herausforderungen. PRAXIS | 25

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