Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2

zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (32) FALL 2: Eine 37-jährige Patientin mit einem frakturierten Nickel-Titan-Instrument in der mesiolingualen Wurzel von Zahn 36 wurde zur Weiterbehandlung überwiesen (Abbildung 6). Mit einer Reciproc R25 (VDW) wurde zuerst die koronale Wurzelfüllung (Abbildung 7) entfernt, anschließend wurden die Kanaleingänge erweitert. Wie bei Fall 1 wurde zunächst das Fragment circa 3 mm koronal mittels Ultraschalltechnik (VDW Ultra/Endo Chuck) freigelegt und mit der oben beschriebenen Technik entfernt (Abbil- dung 8). Auch in diesem Fall konnte in allen drei Wurzelkanälen Durchgängigkeit er- reicht werden. Die chemomechanische Aufbereitung und Obturation (warm- vertikal modifiziert nach Schilder) der Wurzelkanäle erfolgte in zwei weiteren Sitzungen (Abbildung 9). Nach acht Monaten erfolgte der erste Recall, wobei eine deutliche Heilungstendenz erkennbar war (Abbildung 10). BEWERTUNG Die Instrumentenentfernung gelingt in der endodontologischen Spezialisten- praxis zu 95 Prozent [Cuje, 2010], wobei die Prognose stark fallabhängig ist [Madarati, 2013]. In beiden gezeigten Fällen konnte die selbst gebaute Tube-Dorn-Apparatur er- folgreich zur Instrumentenentfernung angewendet werden. Nachteilig ist bei dieser Technik, dass die Handhabung etwas Übung erfordert. Vorteile sind die hohe Individualisierbarkeit und die vergleichsweise geringen Kosten der eingesetzten Komponenten. Die Apparatur kann in einer endo- dontologischen Spezialistenpraxis ein speziell ausgelegtes Fragmententfer- nungskit nicht ersetzen, jedoch sinn- voll ergänzen. In der Generalisten- praxis kann diese Technik zur Entfernung gut sichtbarer Fragmente im Wurzelkanaleingang oder zur Ent- fernung trägerbasierter Obturations- materialien in ausgewählten Fällen auch ohne Operationsmikroskop ange- wendet werden. \ Fall 2 Abb. 7: Ausgangssituation nach Trepanation Abb. 8: Fragmententfernung: a – Freilegung des Fragments in der mesiolingualen Wurzel; b – entferntes Fragment Abb. 9: Röntgenkontrollbild nach erfolgter Wurzelfüllung Alle Fotos: Sascha Herbst Abb. 10: Röntgenkontrollbild acht Monate postoperativ Abb. 6: Ausgangssituation: a – orthoradiales Ausgangsbild mit insuffizienten Restaurationen an den Zähnen 35 und 36; b – distalexzentrisches Ausgangs- bild mit erneuerten Aufbaufüllungen an den Zähnen 35 und 36 ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. UNIV.-PROF. DR. FALK SCHWENDICKE, MDPH Direktor der Abteilung für Zahnärztliche Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung Spezialist für Zahnerhaltung der DGZ Centrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat a b a b 34 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=