Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2

Zum Beispiel über einen Trend, der schon länger auf TikTok und in vielen anderen Netzwerken die Runde macht: das Zähnefeilen. Auf TikTok sieht man viele Videos, in denen sich Menschen die Frontzähne auf eine einheitliche Länge feilen, um besser auszusehen. Darüber hinaus teilt die Community allerhand Tipps, wie man sich eine Zahnspange selber bastelt oder wie Zähne angeblich weißer werden. Zum Beispiel mithilfe von Aktivkohlezahn- pasta, Bananenschalen oder Wasser- stoffperoxid. Unsinnige und gesundheitsgefährdende Tipps greift @thebentist auf seinem Kanal immer wieder auf und stellt die Sachverhalte richtig. Zahnmedizin- student Ridder sieht darin eine Chance: „Viele Menschen machen nach, was sie auf TikTok oder anderswo im Internet sehen. Wenn es dabei um schädliche Trends wie das Herunterfeilen von Zähnen geht, ist es doch gut, dass je- mand mit Fachwissen direkt darauf reagieren kann.“ Neue Wege bei der Kommunikation medizinischer Informationen zu ge- hen, findet Wissenschaftsjournalistin Nicola Kuhrt grundsätzlich nicht schlecht: Erst mal „ist gegen emotiona- lere Sprache und Charaktere nichts einzuwenden. Was schadet es denn, auch mal albern zu sein oder zu tanzen, solange die Informationen gut sind? Sich selbst nicht so ernst zu nehmen, ist vor allen Dingen zur jungen Zielgruppe auf TikTok ein Tür- öffner“, erklärt sie. In der Tat kann TikTok ein guter Einstieg sein, um insbesondere bei jungen Menschen ein Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu schaffen. Das ist eine Chance für Heilberufe und Gesundheitsorganisationen. Johanna Schäwel: „Sie sollten TikTok nutzen, um Auf- merksamkeit zu schaffen, die sich dafür nutzen lässt, um auf Ange- bote für Gesundheitsinformationen hinzuweisen, die viel ausführlicher sein können. Was zählt, ist das gute Zusammenspiel aller Kanäle innerhalb und außerhalb des Internets.“ Auch Benjamin Winters nutzt TikTok in vie- len Videos als Sprungbrett zu seinem YouTube-Kanal, wo er Sachverhalte ausführlicher erklärt. AUTHENTIZITÄT BRINGT‘S – „SEI DU SELBST!“ Ins Detail zu gehen, ist auf TikTok wegen der zeitlichen Begrenzung auf eine Minute keine Option. Hier muss man die Community auf kurzer Strecke mitnehmen. Entscheidend da- bei ist, dass man einen Stil findet, den man konsequent durchzieht und der authentisch ist. @thebentist Benjamin Winters bricht seine Strategie für Tik- Tok auf folgende Formel herunter: „Sei nett. Verbreite positive Stimmung. Hab Spaß und produziere Content, den die Zuschauer genießen. Sei du selbst.“ \ Fotos: screenshot zm Der 22-jährige Zahnmedizinstudent Henrik Ridder hat knapp 132.000 Abonnenten. Er erklärt, was man gegen Mundgeruch tun kann oder wie man sich Vampirzähne an Halloween anfertigt. Werbung macht er nur für Produkte, die er „auch Freunden empfehlen“ würde. SUSANNE THEISEN Freie Journalistin zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (37) GESELLSCHAFT | 39

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=