Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2
zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (48) FORTBILDUNG MIKROBIOM Die Rolle des oralen Mikrobioms bei der Periimplantitis Annika Kröger, Søren Jepsen, Moritz Kebschull Periimplantäre Gesundheit, periimplantäre Mukositis und Periimplantitis werden entsprechend der aktuellen Klassifikation periimplantärer Erkrankungen von 2018 anhand klinischer Ent- zündungszeichen und röntgenologischer Beurteilung des Knochenniveaus definiert. Ätiologie und pathophysiologische Prozesse sind zentraler Bestandteil gegenwärtiger Forschung. Aktuelle Erkenntnisse bestätigen die Relevanz des Mikrobioms – neue potenzielle Pathogene, Bakterienkomplexe sowie eine ökologische Betrachtung des Gleichgewichts im submukosalen Biofilm – bei der Entstehung und der Progression der Erkrankung. D ie Zahl der gesetzten Implantate in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr. Dentale Implantate bieten eine zuverlässige Versorgung des Pa- tienten mit gesteigerter Lebensqualität, indem sie die natürliche Funktion mit nahezu identischen biologischen Eigenschaften wie am Zahn wiederher- stellen. Implantat-getragene Prothesen ermöglichen im Vergleich zu rein Schleimhaut-getragenen Prothesen einen verbesserten Halt, eine leichtere Adaptation und eine höhere Kau- belastung. Auch Einzelzahnimplantate bieten eine Vielzahl an Vorteilen im Vergleich zur konventionellen Versor- gung von Einzelzahnlücken. Insgesamt sind Implantate oftmals der konven- tionellen prothetischen Versorgung überlegen und stellen dank ihrer posi- tiven Überlebensrate eine zuverlässige und valide Alternative dar [Buser et al., 2012; Degidi et al., 2012; Fischer und Stenberg, 2012; Gotfredsen, 2012]. Doch korrespondierend mit dem An- stieg der gesetzten dentalen Implantate steigt auch die Anzahl der periimplan- tären Infektionen. In der vielfach zitierten Arbeit von Derks und Tomasi wurde auf Patientenebene eine Prä- valenz der periimplantären Mukositis von knapp 45 Prozent festgestellt; fast jeder vierte Implantatpatient wies eine Periimplantitis auf [Derks und Tomasi, 2015]. Das stellt uns als Behandler vor neue Herausforderungen, die zum einen aufgrund der zunehmenden Prävalenz, zum anderen aufgrund der anspruchs- vollen und unvorhersagbaren Therapie- möglichkeiten stetig steigen [Berglundh et al., 2019; Claffey et al., 2008; Faggion et al., 2010; Jepsen et al., 2015; Jepsen et al., 2019; Persson et al., 2010; Renvert et al., 2009; Renvert et al., 2008; Renvert et al., 2009; Sahrmann et al., 2011; Salvi et al., 2017]. HINTERGRUND In die seit 2018 geltende neue Klassifi- kation der parodontalen Erkrankungen wurden zum ersten Mal das peri- implantäre Gewebe und damit verbun- dene pathologische Veränderungen aufgenommen. Dabei unterscheidet man: ‚ Periimplantäre Gesundheit‘, ‚ Periimplantäre Mukositis‘, ‚ Peri- implantitis‘ und ‚ Periimplantäre Weich- und Hartgewebsdefekte‘ [Caton et al., 2018]. Nach Implantation heilt das dentale Implantat idealerweise ossär ein. Es bil- det sich eine Knochen-Implantat-Ver- bindung aus – eine direkte strukturelle und funktionelle knöcherne Anlage- rung an die synthetische Oberfläche des belasteten Implantats [Albrektsson et al., 1981; Albrektsson et al., 1986; Schroeder et al., 1976]. Diese Veranke- rung ist als Osseointegration bekannt [Branemark et al., 1969; Branemark et al., 1977]. Die periimplantäre Gesund- heit ist definiert als klinisch gesundes Hart- und Weichgewebe um ein osseo- integriertes Implantat. Dabei kann dies DR. ANNIKA T. KRÖGER \ 2010–2015: Studium der Zahnmedizin- medizin an der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität Bonn \ 2015: Approbation \ 2016–2018: wissenschaftliche Mitarbeiterin, Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Universitäts- klinikum Bonn (Direktor: Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen) \ seit 2018: Clinical Lecturer, Department of Oral Surgery, School of Dentistry, University of Birmingham, UK (Head of Department: Prof. Dr. Dr. Thomas Dietrich) \ 2020: Promotion (Betreuer: Prof. Dr. Moritz Kebschull) Foto: privat 50 | ZAHNMEDIZIN
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