Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2
zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (49) lediglich durch die Abwesenheit klas- sischer Entzündungszeichen beurteilt werden. Dazu gehören die Abwesen- heit von Schwellung, Blutung auf Son- dierung und Rötung des periimplan- tären Weichgewebes [Berglundh et al., 2018]. Kommt es jedoch zur Ausbildung einer Inflammation periimplantärer Gewebe ohne Knochenverlust, spricht man von einer periimplantären Mukositis. Wichtigstes Kennzeichen sind dabei die Blutung auf Sondierung und die Begrenzung der Entzündung auf das periimplantäre Saumepithel [Berglundh et al., 2018]. Breitet sich der pathologische Prozess in den Be- reich des knöchernen Attachments aus, ist die Destruktion irreversibel und man spricht von einer Periimplantitis (Abbildung 1a). Zusätzlich zu den bereits genannten klinischen Kennzeichen kann man hier auch röntgenologisch den Knochenverlust feststellen, der mit erhöhten Sondierungstiefen und/oder Rezessionen einhergeht [Berglundh, 2019] (Abbildung 1b). Obwohl sich die Forschung intensiv mit der Ätiologie und den patholo- gischen Prozessen, die zur Ausbildung einer Periimplantitis führen, ausein- andersetzt, sind noch nicht alle Fragen geklärt [Heitz-Mayfield und Lang, 2010]. Fest steht jedoch, dass es sich bei der Periimplantitis um eine plaque- assoziierte chronische inflammato- rische Erkrankung handelt. Neben einer Vielzahl von Risikofaktoren, wie eine unzureichende Mundhygiene, fehlende Nachsorge und eine paro- dontale Vorerkrankung, die die Aus- bildung einer Periimplantitis begüns- tigen, ist die Ursache im Bereich der Plaque und im Gewebe zu vermuten [Renvert und Quirynen, 2015; Schwarz et al., 2018; Sousa et al., 2016; Stacchi et al., 2016]. DIE SUBMUKÖSE MIKROBIOTA Subgingivale Plaque dient als ökolo- gische Nische für eine Vielfalt von Bak- terien. Dank Sequenzierungsmethoden nach dem Hochdurchsatz-Verfahren konnte in jüngerer Vergangenheit ein umfassenderes Bild der bakteriellen Zu- sammensetzung des pathologischen Biofilms dieser infektiösen Umgebun- gen gezeichnet werden [Tamaki et al., 2011; Yang et al., 2016]. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Arbeiten untersucht die mikrobielle Zusammensetzung submuköser Plaque in gesunden periimplantären Situatio- nen im Vergleich zu Periimplantitis [Al-Ahmad et al., 2018; Apatzidou et al., 2017; Koyanagi et al., 2010; Kumar et al., 2012; Maruyama et al., 2014; Sanz-Martin et al., 2017; Shiba et al., 2016; Tamura et al., 2013; H. Zheng et al., 2015]. Aktuell ist uns nur eine Arbeit bekannt, die die submuköse Plaque und deren Zusammensetzung in Abhängigkeit von dem Schweregrad der Periimplantitis-Erkrankung unter- sucht hat [Kröger et al., 2018]. Allgemein kann bei der Betrachtung des aktuellen Forschungsstands festge- halten werden, dass mit zunehmender Erkrankungsschwere die Häufigkeit anaerober Gram-negativer Bakterien deutlich zunimmt [Al-Ahmad et al., 2018; Apatzidou et al., 2017; Koyanagi et al., 2010; Kröger et al., 2018; Kumar et al., 2012; Sanz-Martin et al., 2017; Tamura et al., 2013]. Anaerobe Spezies sind auch in der Parodontitis mit er- höhter Erkrankungsschwere assoziiert und weisen in der Periimplantits Parallelen auf. Des Weiteren wird deutlich, dass der Artenreichtum mit der Erkrankungs- schwere abnimmt. Während bei Ge- sunden oder in Fällen periimplantärer Mukositis beziehungsweise bei mini- CME AUF ZM-ONLINE Das Mikrobiom bei Periimplantitis Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Abb. 1: Klinisches Bild einer Periimplantitis inklusive Röntgenbild Quelle: Moritz Kebschull 1a 1b ZAHNMEDIZIN | 51
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