Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2
zm 111, Nr. 01-02, 16.1 .2021, (51) zu finden. Interessant ist hierbei, dass dieser Keim bei dem Erkrankungs- Pendant am Zahn – der Parodontitis – gehäuft in höchst-akuten nekrotisie- renden Formen auftritt [Wyss et al., 2001], wobei Treponemen allgemein ein parodontal-destruktives Verhalten ausweisen [Socransky et al., 1998]. Ein gesonderter Hinweis gilt dem Bak- terium Filifactor alocis. Herkömmliche Nachweise von Bakterien konnten dieses Pathogen aufgrund seiner komplexen Kultivierbarkeit nicht nachweisen. Nur dank der neuesten Sequenziertechniken – wie die Hochdurchsatz-Sequenzie- rung – wurde deutlich, dass F. alocis nicht nur mit parodontalen Infektio- nen, sondern auch mit schweren Läsionen der Periimplantitis assoziiert ist [Aruni et al., 2015; Kröger et al., 2018]. Aufgrund seiner hochvirulenten destruktiven Eigenschaften trägt er beträchtlich zum Weich- und Hart- gewebsabbau bei [Aruni et al., 2011]. Er gilt nach heutigem Stand als einer der Markerkeime bei der Parodontitis und könnte auch bei der Periimplanti- tis eine wichtige Rolle spielen [Aruni et al., 2014; Kröger et al., 2018]. SUBMUKÖSE BAKTERIEN- KOMPLEXE Der Begriff der ‚ bakteriellen Komplexe‘ wurde durch Socransky et al. bei der Parodontitis geprägt [Socransky et al., 1998]. Dabei können Bakterien dank ihrer symbiotischen und pathogenen Eigenschaften in verschiedene Kom- plexe zusammengefasst werden, wobei jeder Komplex eine unterschiedliche Virulenz aufweist und in bestimmten Stadien der Parodontitis eine wichtige Rolle spielt. Am bekanntesten ist wohl der ‚ rote Komplex‘ – dabei handelt es sich um die höchst parodontal- pathogenen anaeroben Keime P. gin- givalis, T. forsythia und T. denticola [Socransky et al., 1998]. Auch im Bereich der Periimplantitis gibt es in der aktuellen Literatur Hin- weise auf funktionelle bakterielle Kom- plexe im submukösen Biofilm [Ghensi et al., 2020; Kröger et al., 2018]. Kor- relationsanalysen haben dabei mikro- bielle Netzwerke aufgezeigt (Abbildung 3). Interessanterweise gruppieren sich dabei solche Spezies zu funktionellen Einheiten, die entweder mit einem erhöhten Schweregrad assoziiert sind oder umgekehrt. Die Komplexe, die aus Bakterien mit positiver Schweregrad- assoziation bestehen, enthalten häufig Spezies, die in der Vergangenheit bereits mit destruktiven Prozessen in Zusammenhang gebracht wurden. Umgekehrt findet man in den gesund- heitsassoziierten Komplexen häufig auch gesundheitsassoziierte Spezies. Darüber hinaus scheint sich die Koexistenz von gesundheits- und destruktionsassoziierten Komplexen auszuschließen. DYSBIOSE: URSACHE ODER FOLGE? Neben bakteriellen Komplexen konnte auch eine mit der Erkrankungsschwere zunehmende Dysbiose des submukosa- len Biofilms nachgewiesen werden [Kröger et al., 2018]. Dysbiose selbst ist definiert als eine Verschiebung der mikrobiologischen Zusammensetzung einer ökologischen Nische, wobei ge- sundheitsassoziierte Keime von (poten- ziellen) Pathogenen auskonkurriert werden [Marsh, 2015]. Bei einer Vielzahl von Erkrankungen wurde eine solche ökologische Ver- schiebung beobachtet und als kausaler Faktor festgehalten: Diabetes mellitus, Autismus, Adipositas [Boulange et al., 2016; Buffington et al., 2016; Carding et al., 2015]. Das wohl in der Zahn- medizin bekannteste Beispiel ist dabei die Parodontitis [Deng et al., 2017]. Die Ursachen für das Auftreten einer Dysbiose sind ebenso vielfältig: Häufig zu finden sind eine geschwächte Immunabwehr, eine Antibiotika-Über- exposition, Ernährung, Alkoholmiss- brauch [Chan et al., 2013; Mikkelsen et al., 2016; Yan et al., 2011]. Bei der Periimplantitis steigt das Aus- maß der Dysbiose mit dem Krankheits- ENDLICH DA! WEIL IHRE WÜNSCHE UNS AM HERZEN LIEGEN. WIR KÖNNEN SERVICE www.f1-dentalsysteme.de ERSTKLASSIG - DIGITAL Zentrale Nord-West Tel.: (02261) 8074-00 | E-Mail: Info@f -dentalsysteme.de Zentrale Süd-Ost Tel.: (07231) 28018-0 | E-Mail: deutschland@f1-dentalsysteme.de ZUM EINFÜHRUNGSPREIS AB 19.500,00 € * *PreisinEuro,zzgl.MwSt. ZAHNMEDIZIN | 53
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