Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2

schweregrad. Dies bedeutet: Je mehr Destruktion bereits am Implantat vor- zufinden ist, desto stärker haben bereits die krankheitsassoziierten Kom- plexe Überhand gewonnen und die gesundheitsassoziierten Komplexe ver- drängt [Kröger et al., 2018]. Die Ver- änderung der Zusammensetzung des submukösen Mikrobioms resultiert also in einem circulus vitiosus [Meyle und Chapple, 2015]: je schwerer die Erkrankung, desto mehr Dysbiose und desto stärker die weitere Destruktion. Elementarer Punkt in der Therapie ist das frühzeitige Erkennen der Erkran- kung und ebenso das rasche Einschrei- ten, um diesen pathologischen Prozess zu unterbrechen und die beschleunigte Progression zu unterbinden. Ziel der Therapie muss also die Wiederherstel- lung eines gesunden periimplantären Ökosystems sein – mit einem Gleich- gewicht von gesundheitsassoziierten Bakterien und (potenziellen) Pathoge- nen [Socransky und Haffajee, 2005]. Neben der traditionellen Instrumentie- rung, gegebenenfalls unter Zuhilfe- nahme von Geräten wie einem Pulver- Wasserstrahlgerät mit Glycinpulver, die auf eine möglichst vollständige Zerstörung des submukosalen Biofilms und eine Ausbildung eines gesund- heitsassoziierten Biofilms nach erfolg- ter Heilung setzt, sind hierfür auch Modifikatoren der Wirtsantwort und des Mikrobioms in wissenschaftlicher Erprobung. Für diese Faktoren – zum Beispiel probiotische Bakterien – konn- ten aber bislang trotz vielversprechender Daten aus experimentellen Studien noch keine überzeugenden klinischen Daten gewonnen werden. ZUSAMMENFASSUNG UND EINORDNUNG Aus den aktuellen Forschungsergebnis- sen wird ersichtlich, dass keine einzelne bakterielle Spezies ursächlich für die Ausbildung der Erkrankung sein kann. Zum Hauptteil befinden sich in der submukösen Plaque opportunistische Erreger oder Bakterien, die natürlich im oralen Milieu vorkommen [Marsh, 2015]. Es wird zunehmend deutlich, dass das Mikrobiom und dessen Eigenschaften in der Gesamtheit maßgeblich für die Ausbildung der Periimplantitis sind. Neben der variierenden Zusammen- setzung abhängig vom Schweregrad der Erkrankung sind Synergien und Antagonismen der Bakterien in deren Umfeld nicht zu vernachlässigen. Der Nachweis der mit der Erkrankungs- schwere assoziierten Dysbiose des sub- mukosalen Biofilms ist ein wichtiger Wegweiser für die Pathogenität des submukosalen Mikrobioms in der Gesamtheit und in Abhängigkeit von der Zusammensetzung. Zusätzlich weisen die Untersuchungs- ergebnisse darauf hin, dass es sich bei der Periimplantitis um einen multi- faktoriellen Prozess handelt: Neben der bakteriellen Kontamination ist die Wirtsabwehr von entscheidender Bedeutung. Die Immunabwehr des Gewebes ist ein wesentlicher Faktor bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Habitats. Umgekehrt ist die Ausbil- dung einer Dysbiose immer auch Hinweis auf eine nicht proportionale Immunantwort auf den potenziell pathogenen Biofilm. In der Tat ist mittlerweile umstritten, ob immer die bakterielle Infektion der wesentliche Faktor für die Erkran- kung ist oder ob nicht die Zusammen- setzung und die ökologische Bilanz (Symbiose/Dysbiose) ganz wesentlich von der Aktivität des Immunsystems des Wirts abhängen. Diese Aktivität wird durch verschiedene veränderliche (zum Beispiel Rauchen oder Stress) sowie nicht- oder nur bedingt ver- änderliche Risikofaktoren (genetische Prädisposition, Diabetes mellitus) be- einflusst. Schließlich werden derzeit dentale Materialien – zum Beispiel aus der Implantatoberfläche heraus- gelöste Ionen und/oder Partikel – als weitere Faktoren diskutiert, die eine verstärkte Immunreaktion und somit indirekt auch eine verstärkte Dysbiose des submukosalen Biofilms auslösen könnten. \ ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (53) Jetzt gleich Infos anfordern unter 08102-7772888 oder info@dentocare.de Dent-o-care Dentalvertriebs GmbH Rosenheimer Straße 4a 85635 Höhenkirchen Online-Shop: www.dentocare.de Validierte Desinfektion von Raumluft in Praxisräumen! Kompakte Geräte für eine schnelle und effiziente Wirkung durch UV-C/Ozon-Umluftreinigung Die ganze Welt der Prophylaxe NEU! Na sauber! • Verfahren vernichtet Bakterien, Viren, Sporen und Hefen in der Luft und auf Oberflächen • Reduzierung der Virenkonzentration im Raum um über 99% in weniger als 2 Stunden*! • Senkt so das Infektionsrisiko in den Praxisräumen signifikant • Dauerbetrieb möglich, keine Filter, keine Strahlenlast außerhalb des Gerätes, keine Resistenzen, keine Chemikalien • Ideal für Behandlungs- und Wartezimmer von ca. 6 - 25 m 2 * Untersuchung des „Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP“ im November 2020 ZAHNMEDIZIN | 55

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