Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1-2
zm 111, Nr. 01-02, 16.1.2021, (66) Intensivtherapie des Universitätsklini- kums, entwickelte eine Faseroptik, die in Interdentalräume einführbar ist. Ergebnis: Demineralisierte Schmelz- bereiche (White Spot) depolarisieren das Licht. Der Grad der Depolarisation nahm zu, je höhergradig die Karies- läsion war. Die Messung in einem Approximalraum dauert 15 bis 20 Se- kunden. Golde hält die Eindringtiefe mit kommerziell verfügbaren OCT-Sys- temen für vergleichbar. Ein weiteres Einsatzgebiet der PS-OCT ist die Bildgebung der oralen Mukosa. Hier untersuchen Forscher umWalther aus Dresden gerade, ob das Verfahren als nicht-invasive In-vivo-Methode zur Krebsfrüherkennung geeignet sein könnte beziehungsweise ob sich damit im Vorfeld Biopsie-Stellen zuverlässiger als bisher auswählen lassen. „Bislang gibt es noch keine Bildgebungsmethode, die Kollagenfasern in vivo abbilden kann“, sagt Walther. „Es gibt spektro- skopische Verfahren, die allerdings nur Bereiche von wenigen 100 Mikro- metern abbilden können.“ Ob die Ver- änderungen an den Kollagenfasern ein zuverlässiger Marker für die Krebsfrüh- diagnostik sein könnten, wird sich in der Zukunft zeigen. DIAGNOSTIK MITHILFE KÜNSTLICHER INTELLIGENZ Eine Berliner Arbeitsgruppe untersuchte über 3.600 Bissflügelaufnahmen mit Kariesläsionen unterschiedlicher Aus- dehnung mithilfe künstlicher Intel- ligenz. Dabei zeigte sich, dass ein trainiertes neuronales Netzwerk signi- fikant genauer als Zahnärzte war, um initiale Kariesläsionen zu erkennen [Cantu et al., 2020]. Forscher um PD Gerd Göstemeyer untersuchten die Zuverlässigkeit von intraoralen 3-D-Scans in Pflegeheimen zur Erhebung dentaler Befunde. Wäh- rend sich vorhandene Restaurationen über die Scans recht genau erfassen lie- ßen, war die Reliabilität für Karies und Mundhygiene weniger zuverlässig. Die Mundschleimhaut alleine war nicht scanbar, nur Zähne mit Gingiva drum- herum. Ein Manko, da keine potenziell pathologischen Veränderungen dia- gnostiziert werden konnten. Solche Scans sind Pflegekräften allein noch nicht zu überantworten, denn ein qua- litativ guter Scan dauert im Moment noch einige Zeit. Gegebenenfalls muss er wiederholt werden, was besser von zahnärztlichem Fachpersonal zu be- werkstelligen ist. Auch für die Senioren war es teilweise zu belastend, den Mund über längere Zeit ruhig aufzu- halten. Eine Alternative für die Zu- kunft könnten Intraoral-Kameras sein, möglicherweise unter Integration von Software mit künstlicher Intelligenz. Eine Kieler Arbeitsgruppe um Patrick Glandorf verglich den Substanzabtrag für die Trepanationsöffnung in Ab- hängigkeit von der Bildgebung und -verarbeitung – verglichen wurde die Verwendung von Zahnfilmen, digitaler Volumentomografie (DVT) oder einer 3-D-Planungssoftware (3D Endo TM , Sirona Dentsply). Letztere nutzt die Daten der DVT-Aufnahme und visuali- siert die Kanalmorphologie mit Aus- dehnung der Trepanationsöffnung vor der Behandlung. Die diagnostische Bildgebung hatte auf den Zahnhart- substanzverlust beim Trepanieren kei- nen signifikanten Einfluss, wohl aber die Erfahrung des Behandlers. Die 3-D-Technik zeichnete sich allerdings durch die niedrigste Fehlerhäufigkeit beim Trepanieren aus. NAOCL SCHLÄGT KALTES PHYSIKALISCHES PLASMA Kaltes Plasma ist ein Gas mit anti- mikrobiellen Eigenschaften, das in der Medizin bei Wundheilungsstörungen eingesetzt wird. Eine Kieler Arbeits- gruppe um Carolin Niemeyer testete die Wirksamkeit von kaltem Plasma, eingestrahlt in den Wurzelkanal, gegen- über dem Problemkeim Enterococcus faecalis in vitro. Im Ergebnis war aller- dings das althergebrachte NaOCl über- legen. Es desinfizierte effektiver und schneller. \ Quelle: Dr. Julia Walther Abb. 3: Mit der optischen Kohärenztomografie (OCT) kann in Interdentalräumen Karies aufgespürt werden: a: OCT-Faseroptik in den Approximalraum eingeführt, b: schematische Darstellung der Position der rotierenden Faseroptik, c: OCT-Scan eines Approximalraums mit Gingiva, Schmelz- und Dentinanteilen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 68 | ZAHNMEDIZIN
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