Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3

zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (137) Mukositis (Patientenlevel: min: 1,09 mm, max: 3,85 mm; Implantatlevel: min: 3,17 mm, max: 4,67 mm). Die Vergleichswerte der gesunden Kontroll- gruppe (Implantatlevel: min: 1,00 mm, max: 4,33 mm) waren mit denen bei vorliegender periimplantärer Mukosi- tis vergleichbar [Ramanauskaite et al., 2018]. Die Zunahme der Sondierungstiefen in Verbindung mit positiver BOP gibt demnach einen direkten Hinweis auf die Diagnose Periimplantitis (Tabelle 1). Bei fehlenden Referenzwerten (das heißt Ausgangsbefunden) war die Er- hebung der Sondierungstiefen zur Be- stimmung des marginalen Knochen- verlusts jedoch mit einer geringen Sensitivität verbunden. Im Gegensatz hierzu war die Sensitivität (80,9 Pro- zent) für BOP deutlich höher [Berg- lundh et al., 2020]. Mit den Sondierungstiefen sollte grundsätzlich auch eine Erfassung der mukosalen Rezessionen erfolgen. Klinische Daten legen nahe, dass die entzündlichen Prozesse primär zu einer Verdickung der periimplantären Mukosa führen. Im Vergleich zu gesunden Kontrollimplantaten (1,10 mm) war die mediane horizontale Mukosadicke sowohl bei der peri- implantären Mukositis (1,68 mm) als auch bei der Periimplantitis (1,61 mm) vergleichbar und signifikant erhöht [Schwarz et al., 2017]. Wahrscheinlich wird das Auftreten mukosaler Rezessionen dadurch in frühen Phasen der Erkrankung vor- erst kompensiert. Erst bei einem wei- ter fortgeschrittenen Knochenabbau konnte in einer experimentellen Untersuchung ein Rückgang der Mu- kosahöhe beobachtet werden [Monje et al., 2018]. Mukosale Rezessionen scheinen daher kein klinischer Indi- kator für den Übergang von einer periimplantären Mukositis in eine Periimplantitis zu sein. Wenn die klinische Untersuchung den Verdacht auf eine Periimplantitis begründet, sollte eine radiologische Diagnostik zur Sicherung der Diagnose angeschlossen werden [Lindhe et al., 2008]. Bei initialen Knochenresorptionen und insbesondere bei der Diagnostik mehrerer Implantate können Biss- flügelaufnahmen eine sehr gute Al- ternative zu Zahnfilmen in Parallel- technik darstellen. Die Bewertung des Knochenabbaus sollte ebenfalls im Vergleich zu früheren Aufnahmen erfolgen [Berglundh et al., 2018]. Dreidimensionale bildgebende Ver- fahren insbesondere digitale Volu- mentomografien können zudem die Defektkonfiguration bei fortgeschrit- tenen und komplexen Fällen überaus akkurat bestimmen [Golubovic et al., 2012] und somit eine klinisch rele- vante Grundlage für die weitere Behandlungsplanung und Therapie- entscheidung darstellen. Deren Anfer- tigung sollte allerdings einer strengen Indikationsstellung unterliegen. ÄTIOLOGIE UND RISIKOFAKTOREN Zahlreiche präklinische und klinische Untersuchungen belegen, dass bakte- rielle Plaque beziehungsweise Bio- filme den ätiologischen Faktor bei der Entstehung periimplantärer Infektionen darstellen. Ein progressi- ver Knochenabbau ohne klinische Abb. 2a: Intraorale Scans vor, während und einen Monat nach einer chirurgisch rekonstruktiven Therapie Abb. 2b: Das Vorhandensein einer breiten keratinisierten Mukosa war mit einer geringer ausgeprägten, volumetrisch erfassten post- operativen Gewebeschrumpfung korreliert. Abb. 3a: Grazile Titanbürste für die Dekontamination von Implantatoberflächen Abb. 3b: Die Titanbürste eröffnet eine Zugänglichkeit auch sehr schmaler intraossärer Defektkomponenten. DR. MED. DENT. AMIRA BEGIC Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie, Fachbereich Medizin Goethe-Universität Frankfurt, Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Carolinum Zahnärztliches Universitäts- Institut gGmbH Theodor-Stern-Kai 7, Haus 29, 60596 Frankfurt am Main Foto: privat 2a 2b 3a 3b ZAHNMEDIZIN | 19

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