Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3

zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (138) Diagnostische Kriterien für Periimplantäre Infektionen Klinische Entzündungszeichen Blutung auf Sondierung Suppuration Zunahme der Sondierungstiefen* Radiologischer Knochenabbau* Tab. 1, Quelle: nach Berglundh et al., 2018, Renvert et al., 2018 * Relativ zu einem Ausgangsbefund (ideal: Zeitpunkt Eingliederung der Suprakonstruktion) 1 Bei fehlendem Ausgangsbefund kann eine Sondierungstiefe ≥ 6 mm definiert werden. 2 Bei fehlendem Ausgangsbefund kann ein radiologisches Knochenniveau ≥ 3 mm apikal der imaginären Rau-glatt Grenze definiert werden. Periimplantäre Gesundheit – – – – – Periimplantäre Mukositis + + – –/(+) – Periimplantitis + + –/+ + 1 + 2 Entzündungszeichen ist dagegen ein sehr seltenes Ereignis [Schwarz et al., 2018, Berglundh et al., 2020]. Als sehr gut dokumentierte patienten- bezogene (systemische) Risikofaktoren, die eine Entstehung periimplantärer Infektionen begünstigen können, wurden Parodontalerkrankungen, schlechte Mundhygieneverhältnisse sowie unregelmäßige Kontrollunter- suchungen herausgestellt [Schwarz et al., 2018]. Nachfolgend werden aktuelle Untersuchungen zu einigen implantatbezogenen (lokalen) Risiko- faktoren zusammenfassend dargestellt. Das periimplantäre Weichgewebe Das Fehlen oder eine reduzierte Breite an keratinisierter Mukosa (< 2 mm) kann zu einer Beeinträchtigung der häuslichen Reinigungsfähigkeit durch den Patienten und somit zu einer Erhöhung des Risikos für die Ent- stehung periimplantärer Infektionen führen [Thoma et al., 2018]. Durch Weichgewebe-Augmentationen mit dem Ziel einer Verbreiterung der keratinisierten Mukosa konnten eine klinisch relevante Reduktion ent- zündlicher Parameter sowie eine Sta- bilisierung des marginalen Knochen- niveaus im Vergleich zur Kontroll- gruppe erreicht werden [Thoma et al., 2018; Giannobile et al., 2018]. Positive Einflüsse einer breiteren ke- ratinisierten Mukosa konnten auch nach einer chirurgischen Periimplan- titistherapie beschrieben werden, da an diesen Implantaten eine gerin- gere postoperative Zunahme mukosa- ler Rezessionen festzustellen war [Galarraga-Vinueza et al., 2020] (Ab- bildung 2). Demgegenüber zeigten chirurgische Verfahren mit dem Ziel einer Ver- dickung der keratinisierten Mukosa keinen signifikanten Einfluss auf die erhobenen Blutungswerte und somit die Prävalenz periimplantärer Infek- tionen [Thoma et al., 2018]. Implantatchirurgische und prothetische Faktoren Aktuelle Publikationen befassten sich mit der Bewertung augmentativer Verfahren und der Sofortimplanta- tion als mögliche Risikofaktoren für die Entstehung periimplantärer Infektionen: In einer systematischen Literatur- übersicht und Metaanalyse standen laterale Augmentationsverfahren nur mit einer geringen zeitlichen Zu- nahme der BOP-Werte in Verbindung [n = 10 Studien; WMD = −10 Prozent; 95 Prozent CI (−22,23; 2,21)] [Schwarz et al., 2018]. In einer kürz- lich veröffentlichen Querschnitts- untersuchung waren die Prävalenzen der periimplantären Mukositis (68 Abb. 4a: Schematische Darstellung einer aug- mentativen (rekonstruktiven) Therapie im Bereich intraossärer Defekte (sogenannte Klasse 1) Abb. 4b: Schematische Darstellung einer Implantatplastik im Bereich suprakrestaler Defekte (sogenannte Klasse 2) Abb. 4c: Schematische Darstellung einer chirurgischen Kombinationstherapie bei kombinierten Defekten (sogenannte Klasse 3) 20 | ZAHNMEDIZIN

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