Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3
zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (155) Darüber hinaus ist wichtig, dass die Notbetreuung in Kindertageseinrich- tungen und Schulen aufgrund der Systemrelevanz der MFA und ZFA gesichert ist. Andernfalls muss bei Schließung der jeweiligen Einrichtung aus Sicht des VmF ein Vergütungs- anspruch der Arbeitnehmer*innen bestehen. Verletzt eine Praxis ihre arbeits- schutzrechtlichen Pflichten, muss der Schutz der Mitarbeitenden besondere Berücksichtigung finden. Das bedeu- tet auch: Wenn sich MFA und ZFA vertrauensvoll an die zuständigen regionalen Stellen wenden, sind ihre Sorgen ernst zu nehmen und Betriebe im Verdachtsfall zu überprüfen. Zusätzlich muss eine verstärkte Über- zeugungsarbeit geleistet werden, um das Präventionsbewusstsein bei medi- zinischem Personal im niedergelas- senen Bereich zu verbessern. Hier gilt es beispielsweise, die Durchimpfungs- rate bei Grippe, Pertussis und Pneu- mokokken zu erhöhen. Und aktuelle selbstverständlich bei Corona! Und schließlich muss natürlich die Gehaltssituation der Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachange- stellten deutlich verbessert werden. Das alles können wir gemeinsam mit Ihnen als Arbeitgeber umsetzen und schaffen. \ Mit Blick auf diese vorhersehbare Ent- wicklung und die weiteren Probleme, die sich am Anfang der Pandemie abzeich- neten, hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. einen 10-Punkte-Plan er- arbeitet und an die Gesundheitspolitiker auf Bundes- und Landesebene geschickt. Der VmF ist die unabhängige Interessen- vertretung für die Berufsangehörigen in Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen sowie zahntechnische Laboratorien. SYLVIA GABEL Referat Zahnmedizinische Fachangestellte, Verband medizinisch Fachberufe (VmF) e.V. Foto: VmF STIMMEN VON AZUBIS UND LEHRERN Die Zeit zum Lernen auf der Arbeit ist gleich null Ich bin im 2. Lehrjahr meiner Ausbildung und stehe kurz vor der Zwischen- prüfung. Online-Unterricht gibt es, doch ist der nicht gerade hilfreich. Anstatt 45 Minuten dauert er oft nur 30 und an Anfang werden immer 10 Minuten Anwesenheit gemacht, geklärt, ob man den Lehrer hört und so weiter. Ich als Lehrling fühle mich absolut unsicher, so in die Zwischenprüfung zu gehen. Für die Zeit, in der ich normalerweise Präsenzunterricht hätte, wurde ich von meinem Arbeitgeber freigestellt, aber: Die Zeit zum Lernen auf der Arbeit ist gleich null. Ich habe zwar zu Zeiten des eigentlichen Unterrichts Zeit, meine Aufgaben zu erledigen, jedoch scheitere ich da oftmals. Es ist mir einfach nicht möglich, all den fehlenden Stoff selbstständig nachzuholen, wobei es da schon am Verstehen scheitert. Momentan ist es in unseren Praxen ruhig. Aber Anfang Corona im März 2020 war es das reinste Chaos. Ich habe komplett durchgearbeitet, war jeden Tag mit meinen Nerven am Ende nach über 100 Patienten pro Tag. Also gab es sozusagen bis zu den Sommerferien absolut keinen Stoff zum Lernen. Ich fühle mich als Lehrling zurückgelassen. Ich hatte das Ziel, meine Ausbildung zu verkürzen und einen guten Noten- schnitt zu haben, was ich absolut vergessen kann. Realschüler müssen keine mündliche Prüfung machen, eventuell sogar keine schriftliche – und wir müssen in die Zwischenprüfung? Absurd. Wir bezahlen mit unseren Noten Wir hatten insgesamt über ein halbes Jahr keinen Unterricht, fast keinen Kontakt zu Lehrern, wurden auf der Arbeit ausgelaugt und müssen dafür mit unseren Noten bezahlen. Wo bleibt da die Unterstützung? Meiner Meinung nach ist das das Schlimmste, was hätte passieren können. Alleingelassen zu werden mit Stoff, den man sich niemals aus eigener Hand beibringen kann. Präsenzunterricht ohne Hygieneregeln Ich bin in einer Abschlussklasse in Hessen. Gehe nächste Woche in die vor- gezogene praktische Prüfung. Präsenzunterricht! Die komplette Klasse ist in der Schule. Null Infektionsverhütung durch Kontaktbeschränkungen. Selbst der Sportunterricht findet statt, zwar im Klassenraum und mit autogenem Training, aber statt dass man versäumte Themen nachbespricht, wird Knall auf Fall weitergearbeitet. Die Klasse sollte ab 15 Schülern getrennt werden – gestern waren wir 12. Also alle in einem Raum. Weder die Tische werden ge- scheit desinfiziert, noch werden die AHA+L-Regeln konsequent eingehalten. Manche Schülerinnen gehen gemeinsam rauchen in der Pause. Da Präsenz- unterricht stattfindet, gilt auch Anwesenheitspflicht. Ganz ehrlich ... ich habe erstens Angst vor der Prüfung noch krank zu werden durchs Lüften, zweitens Angst doch noch Corona zu bekommen oder aber drittens in Quarantäne zu müssen, weil sich wieder irgendeine angesteckt hat. Wir hatten bereits positive Fälle in der Klasse. Online-Unterricht ist nicht einfach, aber möglich Ich kann nur von den Umschülern berichten, die wir hier in Berlin zweimal wöchentlich unterrichten. Seit dem Lockdown wurde natürlich wieder auf Online-Unterricht umgestellt. Das ist nicht einfach, aber möglich! Ähnlich wie bei Zoom, hat man die acht bis zehn Umschüler am Bildschirm vor sich. Mithilfe von Lehr- und Arbeitsbüchern sowie PPTs lässt es sich relativ gut arbeiten. Was natürlich fehlt ist der lebhafte Austausch im Klassenzimmer, die Pausen, in denen man eventuell mal über etwas anderes sprechen kann. Wie müssen die Zeit jetzt – so, wie sie ist – einfach bestmöglich meistern, dennoch freue ich mich schon sehr auf die Zeit, in der wir im Klassenzimmer stehen und unterrichten können. PRAXIS | 37
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