Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3

zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (157) einer Adhärenz zum Alveolarkamm (Abbildung 1). Auf Palpation gab der Patient keine Schmerzen an. Es bestanden keine Gefühls- oder Geschmacksstörungen. Zur erweiterten Diagnostik wurde eine Digitale Volumentomografie (DVT) angefertigt. Diese zeigte zwei lingual gelegene knöcherne Auf- treibungen mit einer Ausdehnung von der Unterkieferfrontzahnregion bis zu den Molaren (Abbildung 2). Nebenbefundlich zeigte sich ein nicht erhaltungswürdiger Zahn 36. Bei unauffälliger Anamnese, fehlender B-Symptomatik sowie einem lang- samen und verdrängenden Wachs- tum wurde die Verdachtsdiagnose eines Torus mandibularis gestellt. Nach ausführlicher Beratung über mögliche Therapiealternativen ent- schied sich der Patient – auch auf- grund einer voranschreitenden Ein- schränkung der Zungenbeweglichkeit – zur Entfernung des Befunds. In Intubationsnarkose wurde zu- nächst über eine marginale Schnitt- führung im Unterkiefer beidseits die Schleimhaut gelöst und nach lingual verdrängt (Abbildung 3). Nach voll- ständiger Darstellung der Exostosen wurden die Befunde unter Schutz der Zahnwurzeln mittels Piezochirurgie und Meißel osteotomiert und die Knochenkanten geglättet (Abbildung 4). Abschließend erfolgten die Extrak- tion des nicht erhaltungswürdigen Zahns 36 und ein Wundverschluss der Mundschleimhaut. Aufgrund des ausgedehnten Wundgebiets und der Gefahr einer lingualen Einblutung wurde der Patient postoperativ auf unserer Station aufgenommen. Die radiologische Kontrolle zeigte einen regelrechten Befund nach Ab- tragung der Exostosen (Abbildung 5). Bei komplikationslosem Verlauf konnte der Patient die Klinik am zweiten postoperativen Tag verlassen. Die histopathologische Aufbereitung zeigte organoiden Knochen ohne Nachweis von Dysplasien, passend zur bereits klinisch gestellten Diagnose einer Exostose. DISKUSSION Als Tori werden gutartige knöcherne Protuberanzen, synonym Exostosen, bezeichnet. Als typische Lokalisation innerhalb der Mundhöhle finden sich Tori in der Mittellinie des Gaumens als Torus palatinus oder im Bereich der lingualen Mandibula oberhalb der Ansatzebene des Musculus mylo- hyoideus als Torus mandibularis. Kennzeichnend ist ein langsames, progressives Wachstum, das spontan sistieren kann [Garcia-Garcia et al., 2010]. Oftmals werden Tori als Zufallsbefunde bei Inspektion der Mundhöhle in der zweiten oder in der dritten Lebensdekade auffällig, wobei Tori palatini häufiger bei Frauen zu finden sind als bei Män- nern [Loukas et al., 2013]. DR. MED. DR. MED. DENT. ROMAN RAHIMI-NEDJAT Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55116 Mainz Foto: Universitätsklinikum Mainz Abb. 2: DVT präoperativ Abb. 3: Intraoperative Ansicht Foto: MKG-Chirurgie Universitätsmedizin Mainz Foto: Philipp Matheis ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 39

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