Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3
zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (166) Dass diese Diffamierungen auch außerhalb Münchens die Runde machten, ergibt sich aus den Me- moiren des Düsseldorfer Ordinarius Carl-Heinz Fischer (1909–1997). 35 Fischer thematisierte die Angriffe von Heiß auf Schug-Kösters und ließ durchblicken, dass seine Sympathie letzterer galt. 36 Schug-Kösters wehrte sich 1964 mit einer Strafanzeige bei der Staats- anwaltschaft München gegen die An- griffe, weil sie „den Schutz der Lehr- tätigkeit eines Hochschullehrers durch öffentliche Beleidigungen verletzt“ sah. 37 Dennoch lenkte Heiß nicht ein: So überging er im Fall Kösters das (üblicherweise seitens der Klinikleitung mit einer Feier gewürdigte) 25-jährige Dienstjubiläum (1964) und lehnte es zudem Ende der 1960er-Jahre ab, ihren langjährigen Oberarzt und Protegé Aloys Ring (*1919) zu habilitieren, obwohl dieser gute Leistungen nach- weisen konnte. 38 Unter den Studierenden galt Schug- Kösters als beliebt und fachkundig. Ketterl zufolge wurde sie von diesen insgeheim „Maria“ genannt. 39 Und Ring ergänzte: „Ihre Stärke lag nicht im Autoritären, im Kommandieren oder Anordnen, sondern im mensch- lichen Kontakt mit Mitarbeitern und Patienten [...].“ 40 1966 reichte Schug-Kösters ihren ersten Antrag auf Emeritierung ein. Doch letztlich musste sie ihr Gesuch um Entpflichtung auf Bitten des Dekanats mehrfach verschieben, bis Ende 1968 ein passender Nachfolger gefunden war. Beck mutmaßt, dass das Krebsleiden, an dem Schug-Kösters erkrankte, „viel- leicht auch Folge für einen Menschen [war], der sein Leben lang Sorgen und Probleme mit sich selbst ausgemacht hatte und selten um seelische Hilfe bat, wenn sie Probleme in der Klinik oder privat hatte“. 41 Besagte Aussage ist zweifellos spekulativ. Allerdings ist unstrittig, dass Schug-Kösters in ihrem Berufsleben wiederholt mit Zurücksetzungen umgehen musste, die ihre Resilienz herausforderten – einmal 1935, als sie sich zur Nieder- lassung veranlasst sah, obwohl ihr die freiberufliche Tätigkeit nicht lag, dann 1947, als sie die Klinikdirektion abzutreten hatte, und späterhin in der zermürbenden Auseinanderset- zung mit Heiß. DIE PROFESSORIN WAR AUCH EINE GUTE VIOLINISTIN Dennoch gab es für Schug-Kösters auch ein Leben außerhalb der Zahnheil- kunde: Als Violinistin erfreute sie in jungen Jahren „ihre Mitschülerinnen bei Schulfesten“ mit Einlagen. Später teilte sie ihr Hobby mit ihrem Sohn Hans-Peter Schug; zudem wurde sie lange Zeit von der Violinistin Herma Studeny (1886–1973) unterrichtet. Überdies unternahm sie „Skitouren“ und galt als „passionierte Wanderin“. Zu ihren weiteren Hobbys gehörten die Literatur und die Kunst. 42 Im kollektiven Gedächtnis blieb – und bleibt – Maria Schug-Kösters aller- dings als erste Privatdozentin und Professorin in der deutschen Zahn- heilkunde. Vor allem ihre akade- mischen Schüler Werner Ketterl und Aloys Ring hielten die Erinnerung an die Münchner Wissenschaftlerin durch Laudationes und Nachrufe wach. Doch das wohl größte Kompliment machte ihr Erwin Reichenbach, Ordi- narius in Halle, der sie in jungen Jahren als Assistent in München kennengelernt hatte und sie 1965 in eine Reihe mit dem Nestor der Zahn- erhaltung Otto Walkhoff stellte: „Unter ihrer Leitung wurde in der Ab- teilung nicht nur die hervorragende Tradition eines Walkhoff 43 gepflegt, sondern auch so erfolgreich und fort- schrittlich weitergearbeitet, daß dieses Spezialfach in München zu großem Ansehen gelangte.“ 44 \ Foto: UA LMU München, Personalakte M. Schug-Kösters, E-II 3078 – aus Beck (2009), 112 Abb. 2: Einladungskarte zur Antrittsvorlesung (1931) 35 Groß et al. (2016); 36 Fischer (1985), 588; 37 BayHStA München, MK 69612; Beck (2009), 38 Beck (2009), 52; 39 Ketterl (2000), 38; 40 Ring (1975), 516; 41 Beck (2009), 59; 42 Beck (2009), 9, 58f.; Friederich (1968), 39; 43 Groß (2017); Groß (2020d); 44 Reichenbach (1965), 176 ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 48 | GESELLSCHAFT
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