Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3
zm 111, Nr. 3, 1.2.2021, (176) genem Knochenersatzmaterial und partikuliertem autologem Knochen aufgefüllt (Abbildung 5). Abschließend erfolgte ein Wundverschluss mittels monofilem Nahtmaterial (Supramid 5–0, SERAG-WIESSNER GmbH & Co. KG, Naila, Deutschland) (Abbildungen 6 und 7). Bei den Wundkontrollen mit Nahtentfernung nach sieben Tagen sowie 14 Tagen zeigten sich reizlose Wundverhältnisse. Drei Monate nach Augmentation wurden drei Astra-Tech-EV-Implan- tate in regio 13, 12 und 22 (jeweils Durchmesser 4,2 mm, Länge 11 mm) nach Entfernung der Osteosynthese- schrauben inseriert sowie das Implan- tat in regio 16 freigelegt (Abbildung 8). Es zeigten sich dabei stabile knö- cherne Verhältnisse mit einer guten Revaskularisation des augmentierten Bereichs. Der Wundverschluss erfolgte analog zu dem bei der Augmentation. Auch hier ergab sich eine ereignislose Wundheilung, so dass die Implantate in regio 13, 12 und 22 nach weiteren drei Monaten freigelegt werden konnten (Abbildung 9). Aufgrund des abgeflachten Vestibulums und der geringen Breite der vestibulären keratinisierten Gingiva erfolgte eine Vestibulumplastik in Kombination mit freien Schleimhauttransplantaten (Abbildung 10). Die prothetische Versorgung erfolgte im Verlauf beim überweisenden Kol- legen. Ergebnis Im vorgestellten Fall konnte mittels der Kombination aus enoral gewon- nenen Knochenblöcken, partikulier- tem autologem Knochen sowie einem xenogenen Knochenersatzmaterial – ambulant und in Lokalanästhesie – ein suffizientes Implantatlager ge- schaffen werden, ohne auf extraorale Spenderregionen zurückgreifen zu müssen. Dem Wunsch der Patientin nach einer festsitzenden Versorgung konnte somit entsprochen werden. DISKUSSION Im Rahmen von dentalen Implantat- versorgungen ergibt sich durch das Vorhandensein eines insuffizienten Implantatlagers häufig die Notwen- digkeit von Augmentationen. Die Sinusbodenelevation ist hierbei eine gut beschriebene und in Bezug auf die Heilungsergebnisse sichere Tech- nik [Nkenke et al., 2009]. Für kleine horizontale Defekte können guided- bone-regeneration-Techniken (GBR) eingesetzt werden, die bei mehrwan- digen Defekten zu vorhersehbaren Ergebnissen führen [Chiapasco et al., 1999]. Insbesondere bei einwandigen Defekten stoßen diese Techniken jedoch an biologische und mecha- nische Grenzen. So zeigt sich in einer aktuellen Studie, dass es bei der Ver- wendung von Knochenersatzmateria- lien und nicht fixierten Kollagen- membranen allein durch die Lappen- reposition und den Nahtverschluss zu einer Apikalverschiebung des eingebrachten Augmentats kommt [Mertens et al., 2019]. Mit steigender mechanischer Fixierung von Aug- mentaten (titanverstärkte Membran, Pins, Titan-Mesh, Knochenblock- transplantat) ist eine Reduktion die- ser Problematik sichtbar. Bezüglich des Augmentationsmaterials stellt autologer Knochen, insbesondere bei komplexen Augmentationen, nach wie vor den Goldstandard dar, da dieser im Vergleich zu anderen Materialien zusätzlich zu den osteo- konduktiven auch osteogene und osteoinduktive Eigenschaften besitzt [Khoury, 2009]. Insbesondere bei aus- gedehnten Knochendefekten und bei – wie im hier beschriebenen Patienten- fall – vorliegenden, starken Knochen- atrophien wird häufig aufgrund des benötigten Augmentationsvolumens auf Beckenkammtransplantationen zurückgegriffen. Diese sind in Bezug auf die entstehende Entnahmemorbi- dität, die Volumenstabilität des Aug- mentats und die Notwendigkeit einer Therapie in Narkose kritisch zu hin- terfragen [Khoury, 2009; Mertens et al., 2013; Nkenke et al., 2014]. Im dargestellten Patientenfall konnte eine Beckenkammentnahme alleine durch die beidseitige Gewinnung von Abb. 9: Intraoperative Ansicht bei der Freilegung der Implantate in regio 13 und 12: Es zeigt sich eine suffiziente Knochenbreite und ein gut vaskularisiertes Augmentat. 58 | ZAHNMEDIZIN
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