Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (258) INNOVATIONSFONDS-GEFÖRDERTE STUDIE AUS GREIFSWALD Intensivprophylaxe für Narkosekinder Christian H. Splieth, Mohammad Alkilzy, Roger Basner, Julian Schmoeckel, Christian Schwahn Trotz des allgemeinen Kariesrückgangs bleibt frühkindliche Karies im Milchgebiss ein großes Problem. Die eigentlichen Ursachen der erhöhten Kariesaktivität bei Kariesrisikokindern werden allerdings im GKV-System kaum angegangen. Abhilfe könnte zusätzliche Intensivprophylaxe schaffen. Eine multizentrische Kooperationsstudie von der Universität Greifswald und vier KZVen ist der Frage nachgegangen, ob sich damit ein positiver Effekt bei der Kariesprävention dieser Kinder erzielen lässt. I n der bleibenden Dentition wur- den bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 30 Jahren Kariesreduktionen von über 80 Pro- zent erreicht [IDZ, 2016; DAJ, 2017], während im Milchgebiss weiterhin höhere Karieswerte vorherrschen. Aufgrund der hohen Karieswerte und der geringen Kooperationsfähigkeit bei Kleinkindern bleibt häufig nur die Behandlung unter Vollnarkose, was erhebliche Kosten verursacht. Aufgrund des traditionellen Ansatzes im GKV-System werden für diese Kinder zwar die restaurativen und die chirurgischen Leistungen sowie die Narkose übernommen, aber die eigentlichen Ursachen der erhöhten Kariesaktivität werden kaum adres- siert. So liegt es nahe, diesen Kindern im Rahmen einer neuen Versorgungs- form begleitend spezielle karies- präventive Maßnahmen wie Mund- hygiene-Training und Fluoridierungen zukommen zu lassen (Abbildung 1). Das Ziel des Projekts im Innovations- fond war es daher, mit zwei zusätz- lichen Intensivprophylaxesitzungen vor und nach der Narkose die Mund- gesundheit der betroffenen Kinder analog zu bestehenden Prophylaxe- leistungen nachhaltig zu verbessern und diese gegebenenfalls in die Regel- prävention zu überführen. STUDIENDESIGN Dafür wurden 408 Kinder (2 bis 5 Jahre, Mittel: 4,2 Jahre) mit geplanter zahnärztlicher Narkosesanierung zu- fällig auf eine Interventions- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt die Regel- versorgung aus FU, 01 und IP4, die Interventionsgruppe vor und nach der Narkose zusätzlich Mundhygiene- Indizes (IP1), eine Beratung zur Ver- besserung der Mundhygiene, der Ernährung und der häuslichen Fluo- ridnutzung (IP2) inklusive Mund- hygiene-Training (FUPr) und Lokal- fluoridierungen (IP4/FLA). Neben der Rekrutierung in vier KZV-Bereichen (Mecklenburg-Vorpommern und Ber- 28 | ZAHNMEDIZIN

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