Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

lin: je vier Praxen, Westfalen-Lippe: sechs Praxen, Rheinland-Pfalz: drei Praxen) wurden zur Erhöhung der Fallzahlen noch Fachpraxen für Kinderzahnheilkunde in die Studie aufgenommen (je eine Fachpraxis in Beckum, Hamburg, Hannover, Jena und Wiesbaden). Die Daten wurden nach international etablierten Indizes bei der Ausgangs- untersuchung sowie bei den Unter- suchungen sechs und zwölf Monate nach der Intervention erhoben (dmft/s inklusive kariöser Initialläsionen, API, SBI). ERGEBNISSE Plaquewerte Bei den Probanden der Interventions- und der Kontrollgruppe konnte über den gesamten Untersuchungszeitraum eine kontinuierliche Verbesserung der Mundhygiene über den Plaque- index API festgestellt werden (Abbil- dung 2). In der Interventionsgruppe konnte dies schon bei den beiden zusätzlichen Präventionsimpulsen um die Narkose herum, die die Kon- trollgruppe nicht erhielt, beobachtet werden. Die anfänglich hohen Plaquewerte (Mittelwert 78 Prozent) halbierten sich annähernd für die Interventions- gruppe innerhalb des Untersuchungs- jahres (42 Prozent). Die absolute, sta- tistisch signifikante Reduktion zur Kontrollgruppe betrug – 11 Prozent- punkte des API (241 Patienten mit 207 Beobachtungen nach einem hal- ben Jahr und 236 Beobachtungen nach einem Jahr). Insgesamt zeigte sich ein hoher, sta- tistisch signifikanter Effekt der Inter- vention bei der Analyse mit dem Per- Protokoll-Set, also für Probanden mit regelhaften Teilnahmen (Odds Ratio 0,35; 95 Prozent, VB: 0,20 bis 0,61; P <0,001). Die Maßnahme war damit hochwirksam bezüglich des End- punkts Plaque. Gingivitiswerte Gingivitis stellt eigentlich einen deut- lich robusteren und damit langfristi- geren Parameter bei der Beurteilung der Mundhygiene dar, weil sie im Ge- gensatz zur Plaque nicht durch ein- maliges Zähneputzen vor dem Zahn- arztbesuch beseitigt werden kann. Bei den Probanden der Interventions- und der Kontrollgruppe konnte über den gesamten Untersuchungszeitraum eine kontinuierliche Verbesserung des mit Mundhygienedefiziten assoziier- ten Zahnfleischblutens (Gingivitis) über den Blutungsindex SBI festge- stellt werden (Abbildung 3). Bei den Kindern der Interventions- gruppe konnte das schon während der beiden zusätzlichen Präventions- impulse um die Narkose herum beob- achtet werden. Ihre initial hohen Gingivitiswerte (Mittelwert 23 Pro- zent) konnten innerhalb des Unter- suchungsjahres auf ein Drittel ge- senkt werden (7 Prozent). Die absolute Reduktion war hier klar statistisch signifikant und betrug – 4,1 (95 Pro- zent, Vertrauensbereich: – 7,3 bis – 0,9, P = 0,011, 241 Patienten mit 440 Beobachtungen nach sechs bezie- hungsweise zwölf Monaten). Auch hier konnte ein statistisch hochsigni- fikanter relativer Unterschied, also Abb. 1: Häusliche Mundhygiene mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste und die Anleitung dazu in der Praxis sind die Grundlagen einer erfolgreichen Prävention vor ECC beziehungsweise zur Inaktivierung bestehender (Initial)Läsionen. Fotos: Dr. J. Schmoeckel PROF. DR. CHRISTIAN H. SPLIETH Leiter der Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Universitätsmedizin Greifswald, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Fleischmannstr. 42, 17475 Greifswald splieth@uni-greifswald.de Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 29

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