Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4
holfen und können bei einer Versteti- gung der Leistung genutzt werden. Die teilnehmenden Zahnärzte und Zahnärztinnen in den Praxen emp- fanden die neue Versorgungsform als gut umsetzbar und von Vorteil für die Kariesrisikokinder. Die Implemen- tation stellt daher kein Problem dar, da alle Leistungsinhalte in bestehen- den Kassenleistungen enthalten sind. Die Zusatzkosten von circa 50 Euro pro Kind (BEMA IP1 Indizes und FUPr praktische Putzinstruktion je 2x) für das GKV-System liegen im Rahmen einer einzigen Füllung inklusive Begleitleistungen (Lokalanästhesie et cetera), so dass selbst bei geringen Wirkstärken zügig eine ausgeglichene Kosten-Nutzen-Relation gegeben sein dürfte. Die Anpassungen in der beste- henden FU-Richtlinie wären margi- nal, da sie nur einer Ausweitung be- stehender Leistungen für eine kleine Hochrisikogruppe bedürfen. SCHLUSSFOLGERUNGEN Auf Basis des vorliegenden Projekts zur begleitenden Intensivprophylaxe bei Kindern mit hohem Kariesbefall und einer anstehenden zahnärztlichen Sanierung unter Narkose können fol- gende Schlussfolgerungen gezogen werden: ! Es bestand eine gute Akzeptanz zur Teilnahme an einer Studie zur Intensivprophylaxe bei Kindern mit hohem Kariesbefall und einer anstehenden zahnärztlichen Sanierung unter Narkose. ! Die Gesamtgruppe der Probanden, die der Studie folgte, zeigte eine Verbesserung der Mundhygiene, weniger Plaque und weniger Gingivitis. ! Mit großer und statistisch klar signifikanter Effektstärke lag eine stärkere Mundhygieneverbesserung in der Interventionsgruppe mit zusätzlicher Intensivprophylaxe im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Intensivprophylaxe vor. ! Die Gruppe der Kinder, die aus der Studie herausfielen und Nachsorge- termine versäumten (Drop-out) zeigten bei der Ausgangsunter- suchung in allen Parametern wie Zahnbelag/Plaque, Zahnfleisch- bluten/Gingivitis, Karieserfahrung eine höhere orale Morbidität. ! Die Ergebnisse zeigen einen gerin- geren Karieszuwachs innerhalb eines Jahres mit leichter Tendenz zu weniger Karies(neuerkrankungen) in der Interventionsgruppe, die allerdings statistische Signifikanz verfehlt. Dies ist womöglich auf die robuste Sanierung in Narkose in beiden Gruppen zurückzuführen. ! Das Intensivprophylaxeprogramm in den zahnärztlichen Praxen war einfach umsetzbar und wies eine hohe Akzeptanz auf. Eine Versteti- gung in die GKV-Regelversorgung wäre sinnvoll und einfach umzu- setzen, insbesondere da ähnliche Leistungsbestandteile in der Basis- prophylaxe oder bei älteren Kin- dern bestehen. ! Die Autoren danken den beteiligten Pra- xen und KZVen in Berlin, Mecklenburg- Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe sowie den Fachpraxen in Hamburg, Hannover, Jena und Wiesbaden für die außerordentlich konstruktive Zusammenarbeit. Es freut uns, dass Sie alle zusammen gezeigt haben, dass die Zahnmedizin hoch- professionelle Versorgungsforschung im Netzwerk leisten kann. DR. JULIAN SCHMOECKEL Präventive Zahnmedizin und Kinderzahn- heilkunde, Universitätsmedizin Greifswald Fleischmannstr. 42–44, 17475 Greifswald Foto: privat DR. CHRISTIAN SCHWAHN Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Uni- versitätsmedizin Greifswald Fleischmannstr. 42–44, 17475 Greifswald Foto: privat Quelle: Splieth, Alkilzy, Basner, Schmoeckel, Schwahn Abb. 4: Kariesentwicklung (gefüllte, fehlende und kariöse Zähne) von Interventions- und Kontrollgruppe bei der Ausgangsuntersuchung sowie nach einem halben und nach einem Jahr. Quelle: Splieth, Alkilzy, Basner, Schmoeckel, Schwahn Abb. 5: Kariesentwicklung (gefüllte, fehlende und kariöse Zahnflächen einschließlich initialkariöser Läsionen) von Interventions- und Kontrollgruppe bei der Ausgangsuntersuchung sowie nach einem halben und nach einem Jahr ZAHNMEDIZIN | 31
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