Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (272) AUS DER WISSENSCHAFT Parodontitis versteift die Arterien Kerstin Albrecht Ein subklinischer Marker für die Gefahr eines drohenden kardiovaskulären Ereignisses ist die nachlassende Elastizität des Gefäßsystems. Der Grad an Elastizität kann über die Messung der Pulswellengeschwindigkeit charakterisiert werden. Französische Forscher haben die wissen- schaftliche Literatur jüngst nach Zusammenhängen zwischen Parodontitis und Gefäßversteifung durchsucht und sind fündig geworden. I nsbesondere schwere Formen der Parodontitis führen lokal und systemisch zu einer vermehrten Ausschüttung von Entzündungs- markern. Unbehandelt steigt unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen [Sanz et al., 2020]. Die Versteifung von Arterien („arterial stiffness“) ist ein Hinweis auf die Alterung der Gefäße und mit kar- diovaskulären Ereignissen assoziiert [Vlachopoulos et al., 2010]. Der Zustand der Blutgefäße lässt sich über die Pulswellengeschwindigkeit (pulse wave velocity, PWV) messen. Die Pulswellengeschwindigkeit ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit der vom Herzen generierten Druckwelle entlang des Gefäßsystems, gemessen in Meter pro Sekunde. Höhere PWV- Werte sprechen für eine geringere Dehnbarkeit der Gefäße und damit einen höheren Versteifungsgrad. Als Goldstandard gilt die Messung der cf-PWV, der Carotis-Femoralis-Puls- wellengeschwindigkeit [Van Bortel et al., 2012]. Gemeint ist die Transitzeit der Pulswelle von der rechten Arteria carotis communis bis zur rechten A. femoralis. ARTERIELLE STEIFHEIT UND PARODONTITIS Entzündungsprozesse haben einen negativen Einfluss auf die Elastizität der Blutgefäße. Erhöhen sich Entzün- dungsmarker im Blut, erhöht sich auch die Pulswellengeschwindigkeit. Einige Studien deuteten bereits auf einen Zusammenhang zwischen arte- rieller Steifheit und Parodontitis hin Foto: AdobeStock_Sagittaria Auch wenn der pathophysiologische Zusammenhang zwischen Parodontitis und nachlassender Elastizität der Blutgefäße noch nicht genau geklärt ist, so scheint Parodontitis ein weiterer Risikofaktor zu sein, der kardiovaskuläre Ereignisse begünstigen kann. DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat 42 | ZAHNMEDIZIN

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