Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4
zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (289) \ Was hält meine ältere Mitarbeiterin davon ab, sich auf neue Dinge einzulassen? Digitalem, karteikarten- losem Arbeiten gegenüber ist sie negativ eingestellt. Vielleicht ist sie diejenige, die darauf achtet, dass konstante und regelmäßige Abläufe funktionieren. Trotz des Alters und vermehrter gesundheitlicher Probleme hat ausgerechnet sie sehr wenige Krankheits- tage und Fehlzeiten. \ Die Auszubildende kommt zum Wochenstart immer übermüdet vom Feier-Wochenende in die Praxis. Warum macht sie das? Vielleicht ist sie mit der Situation des Erwachsenwerdens überfordert. Vielleicht sieht sie die Ausbildung aber auch als große Chance, der Perspektivlosigkeit zu entkommen und schleppt sich trotz großer Müdigkeit montags zur Arbeit. Die genannten Beispiele dürfen selbstverständlich keine Ausrede für Konzentrationsmängel und Lustlosigkeit sein. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Praxis nicht weiterbringt, hilft auch der Perspektivwechsel nichts. Dann sollte man sich die Frage stellen, ob eine Zusammen- arbeit überhaupt sinnvoll ist. Bei allen anderen, die Sie langfristig an sich binden möchten, kann der Schwenk in die andere Lebenswirklichkeit jedoch lohnenswert sein. DIE SECHS SPRACHEN DER WERTSCHÄTZUNG Versuchen Sie die sechs Sprachen der Wertschätzung. Je- der bevorzugt eine dieser „Sprachen“ – sozusagen seine Muttersprache. Aufgrund der unterschiedlich genutzten Sprachen kommt es im beruflichen wie im privaten Kon- text häufig zu Missverständnissen. Es ist daher unbedingt erforderlich, die eigene Sprache und die des Gegenübers zu kennen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, alle sechs Sprachen zu beherrschen und herauszufinden, welche jeder einzelne im Team am liebsten empfängt. Die „sechs Sprachen“ der Wertschätzung sind 1. „Lob und Anerkennung“ (Words of Affirmation), 2. „sich Zeit nehmen“ (Quality Time), 3. „Hilfsbereitschaft“ (Acts of Service), 4. „Geschenke“ (Tangible Gifts), 5. „Körperkontakt“ (Physical Touch) und 6. „Vertrauen und Zutrauen“ (Empowerment). Unser erster Gedanke, wenn wir an Wertschätzung denken: Man vermittelt einem anderen Menschen eine positive Botschaft. a. Loben Sie wahrheitsgemäß! Gelobt wird nur, was Sie auch tatsächlich gut finden. Keine Übertreibungen, da ein aufgesetztes Lob gegenteilige Wirkung zeigen wird. b. Loben Sie präzise und konkret! Was habe ich beobachtet? Was bedeutet dies für mich? Welches Anliegen wurde dadurch für mich erfüllt? c. Loben Sie nicht andauernd! Sprechen Sie Ihr Lob ununterbrochen aus, wirkt es wahllos und unehrlich. Bestimmt lassen sich Highlights finden, die Sie an Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schät- zen. Aber wenn es etwas zu loben gibt, verkneifen Sie es sich nicht – auch wenn Sie sich gerade kurz davor schon anerkennend geäußert haben. d. Loben Sie zeitnah! Loben Sie spätestens in der gleichen Woche, in der das Lobenswerte passiert ist. Je näher Sie am Geschehen dran sind, desto ehrlicher und angenehmer wirkt Ihr Lob. e. Geben Sie Lob weiter! Wurde die Prophylaxemitarbeiterin für die schmerzfreie PZR gelobt? Bedankt sich der Patient für die außer- ordentliche Freundlichkeit am Telefon? Geben Sie das Lob weiter. f. Loben Sie im passenden Rahmen! Manche mögen es nicht, vor anderen gelobt zu werden. Dann sprechen Sie Ihr Lob unter vier Augen aus. Andere sind ganz besonders stolz, wenn Dritte mithören – hier ist beispielsweise die gemeinsame Pause der richtige Moment für Ihr Lob. In der nächsten Praxisflüsterer-Kolumne gehe ich auf die Punkte zwei bis vier ein und freue mich, wenn Sie uns dabei begleiten. In diesem Sinne ... Ihr Christian Henrici zusammen mit Consultant Melanie Nitschke, Mitglied im Praxisflüsterer-Team Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de CHRISTIAN HENRICI – DER PRAXISFLÜSTERER Mit der Erfahrung aus mehr als 3.200 umfassenden zahnärztlichen deutschlandweiten Mandaten in knapp fünfzehn Jahren beantwortet der Praxisexperte und Haupt- gesellschafter der „OPTI health consulting GmbH“ Fragen von Mandanten und Lesern zum Unternehmen Zahnarztpraxis. Der Einblick in seinen „Praxis“-Alltag soll Lösungs- ansätze aufzeigen, um Problemen in der Praxis so früh wie möglich begegnen zu können. Oder besser – um diese gar nicht erst entstehen zu lassen. PRAXIS | 59
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