Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (294) S2K-LEITLINIE Implantologische Indikationen für die Anwendung von Knochenersatzmaterialien Markus Tröltzsch, Peer W. Kämmerer, Andreas Pabst, Matthias Tröltzsch, Philipp Kauffmann, Eik Schiegnitz, Phillipp Brockmeyer, Bilal Al-Nawas Für den langfristigen Erfolg von zahnärztlichen Implantaten ist die ossäre und weichgewebige Basis im Kiefer eine entscheidende Voraussetzung. Ist das vorhandene Angebot an Hart- und Weichgewebe nicht ausreichend, muss es durch augmentative Maßnahmen vermehrt werden. Um dies zu erreichen, steht eine Vielzahl von Methoden und Materialien zur Verfügung. Die erste Leitlinie zu diesem Thema soll dem Praktiker eine Übersicht zu Auswahl und Anwendung von Knochenersatzmaterialien bieten. D as ausreichende Knochenvolu- men im zu implantierenden Kieferknochen ist eine Grund- lage für den Langzeiterfolg der im- plantatgetragenen Versorgung. Wenn die ossäre Situation unzureichend ist, können verschiedene Techniken hel- fen, die Situation präimplantologisch oder simultan zu verbessern. Neben autologem Knochen vom Patienten selbst stehen verschiedene Knochen- ersatzmaterialien zu Verfügung. Da hier zum einen ein Zweiteingriff zur Gewinnung des Knochens wegfällt und Knochenersatzmaterialien zum anderen „unbegrenzt“ zur Verfügung stehen, sind diese Materialien aus der modernen Augmentationschirurgie nicht mehr wegzudenken. Allerdings sind nicht alle Materialien gleichwer- tig, viele zeigen individuelle Eigen- schaften, die dem Praktiker beim Einsatz bekannt sein müssen. Zudem ist die wissenschaftliche Basis der Materialien sehr heterogen und nicht in allen Bereichen ausreichend. Erklärtes Ziel der Leitlinie ist es, für den Praktiker Ordnung in die un- übersichtliche Menge und die viel- fältigen Applikationsmöglichkeiten von Knochenersatzmaterialien ein- schließlich des autologen Knochens (zusammengefasst unter „Biomateria- lien“) zu bringen. Wichtig ist , die Begriffe „Biomateria- lien“ und „Knochenersatzmaterialien“ zu unterscheiden. Knochenersatz- materialien sind allogene, xenogene oder synthetische Materialien, die nicht vom Empfänger selbst kommen. Biomaterialien umfassen diese, aber es kommt noch das autogene Material vom Patienten selbst dazu. Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas Im Folgenden werden die Kernaussa- gen der Leitlinie aufgeführt. Die kom- pletten Quellenangaben für die Aus- sagen finden sich in der Leitlinie, hier werden nur einige wenige Beispiele aus der Literatur hinzugefügt. DIE ANAMNESE: MEDIZINISCHE FAKTOREN Obwohl die Frage der Komorbiditäten des Patienten und deren Einfluss auf den Augmentationserfolg sehr wich- tig sind, gibt es hierzu wenig Literatur. Wichtige Faktoren, die das Ergebnis der Augmentation und der Implantate selbst negativ beeinflussen können, sind unter anderem: \ schlecht eingestellter Diabetes Mellitus, \ Rauchen, \ vorausgegangene oder bestehende Parodontitis, \ Bestrahlung, \ Bisphosphonate und ihre Analoga, Quelle: [Terheyden, 2010] Abb. 1: ITI-Klassifikation der Alveolarkammdefekte nach Terheyden [2010] (grafisch links, tabellarisch rechts) 64 | ZAHNMEDIZIN

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