Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm 111, Nr. 4, 16.2.2021, (295) \ diverse Pharmaka wie Serotonin- Wiederaufnahmeinhibitoren (SSRI), Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5) [Heitz-Mayfield, 2008; Knabe et al., 2017; Wu et al., 2017; Carr et al., 2019]. Auch ein zu niedriger Vitamin-D- Spiegel scheint die Prognose zu ver- schlechtern [Fretwurst al., 2016]. Keine Hinweise auf negative Einflüsse gibt es für Leberzirrhose, Osteoarthri- tis, Parkinson und Demenzerkran- kungen [Schimmel et al., 2018]. Auch wenn die Datenlage dünn ist, zeigen doch die vorhandenen Studien und die klinische Praxis, dass Patienten mit systemisch wirksamen Erkrankungen ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen bei der Augmentation tragen. PD Dr. Dr. Matthias Tröltzsch Eine genaue Anamnese ist also wich- tig und kann den späteren Augmen- tationserfolg deutlich beeinflussen. Der Patient sollte unbedingt über Risikofaktoren aufgeklärt werden und es sollte – wenn möglich – versucht werden, beeinflussbare Risikofaktoren zu minimieren (beispielsweise Rauchen vermeiden, Diabetes gut einstellen, Vitamin-D-Mangel beheben). DIE DEFEKTBIOLOGIE Vergleichbar mit den medizinischen Faktoren und deren Einfluss auf den Implantaterfolg gibt es auch zu die- sem wichtigen Thema wenig Litera- tur. Es lässt sich gut zeigen, dass Im- plantate im augmentierten Knochen die gleichen Erfolgsraten haben wie Implantate, die in ortsständigen Knochen gesetzt werden [Jensen und Terheyden, 2009; Troeltzsch et al., 2016; Urban et al., 2017]. Diese Er- kenntnis unterstützt das Prinzip, dass das Implantat an die Stelle gesetzt werden sollte, wo es prothetisch be- nötigt wird. Falls an der Stelle, an der das Implantat gebraucht wird, nicht genügend Knochen vorhanden ist, sollte nach Risikoabschätzung der medizinischen Faktoren augmentiert werden. PD Dr. Dr. Eik Schiegnitz Allerdings ist die Erfolgsaussicht der Augmentation unter anderem vom vorhandenen Alveolarkammdefekt abhängig. Nach Terheyden lassen sich vier Defektarten einteilen, wobei der Aufwand und die Risiken für das Entstehen einer Komplikation mit der Defektgröße ansteigen (Abbil- dung 1) [Terheyden, 2010]. Besondere Bedeutung hat der den Defekt umfassende Weichgewebs- mantel („Skeletal Envelope“). Diesen zu erfassen und als den den Augmen- tationserfolg mitbestimmenden Fak- tor zu definieren, war eine der zen- tralen Aufgaben des Autorenteams der Leitlinie (Abbildungen 2 und 3). In der wenigen Literatur [Lundgren et al., 1995; Yamada et al., 2003; Stavropoulos et al., 2005] und in der klinischen Praxis zeigt sich, dass ein Verdrängen des Weichgewebes über dessen ursprüngliche Position vor Entstehung des Defekts hinaus eine andere Art der Augmentation dar- stellt als eine Augmentation inner- halb der Position des Weichgewebs- mantels. Dabei spielt es eine Rolle, wie weit der Weichgewebsmantel über dessen ursprüngliche Position hinaus verdrängt werden soll [Troeltzsch et al., 2016]. Augmentationen, die den Weich- gewebsmantel verdrängen, sind komplizierter, komplikations- und resorptionsanfälliger als Quelle: Markus Tröltzsch Abb. 2: Schematische Darstellung der Knochenkontur, des Weichgewebsmantels sowie einer Augmentation innerhalb und außerhalb des Weichgewebs- mantels. Die Darstellung gilt sowohl für horizontale, für vertikale als auch für kombinierte Alveolarkammdefekte. Der Weichgewebsmantel (rote Linie) beschreibt die natürliche Dimension des knöchernen Alveolarkamms (a). Wenn ein solcher Defekt nicht augmentiert wird, prolabiert das Weichgewebe und die Knochenkontur wird verändert (b). Es wird zwischen Augmentationen innerhalb (c) und außerhalb (d) des Weichgewebsmantels unterschieden. c b a d ZAHNMEDIZIN | 65

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